Damit der Handel mit Organen nicht mehr kriminell ist, wie jetzt an der Uni-Klinik Göttingen, sollte man Leber, Niere, Herz und Lunge et al meistbietend über das Internet versteigern. Nur so wird öffentlich und damit deutlich, dass derjenige, der auf das knappe Gut Organ bieten kann, bis sich die Balken biegen, auch genug Kohle hat, um eine Chance auf Weiterleben zu erhalten. Und so mancher Arzt, der Zugriff auf Organe hat, wird so bald zum Multimillionär werden.
Das als öffentlicher Vorgang wäre einer der Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit verpflichteten Gesellschaft angemessen. Wahrhaftigkeit bekäme so eine neu8e Bedeutung: Wahrhaftig ist, wer zugibt, dass er ein geldgeiler Lump ist – und sich auch dafür noch feiern lässt.
Die folgende Sendung auf Deutschlandfunk ist einem veralteten Ethik-Verständnis verhaftet. Weg damit!
Organspende-Skandal: Ruf nach strengeren Kontrollen
Mitglied des Ethik-Rates fordert Vier-Augen-Prinzip
Durch die Vorwürfe gegen Ärzte im Zusammenhang mit Transplantationen leidet das Vertrauen in die Organspende. Gefordert werden nun harte Strafen und strengere Kontrollen. Ärzte an der Göttinger Uniklinik sollen Akten gefälscht haben, damit Patienten schneller Spenderorgane bekamen.
Ethik? Moral? Scheiß drauf, damit lässt sich heutzutage doch kein „richtig gutes“ Geld mehr verdienen! Ob Arzt oder Apotheker, ob Jurist oder ob Professor für was weiß ich nicht alles – wer heute ganz weit vorn mit dabei sein will darf sich von so schädlichen Neigungen wie ethische, menschliche und moralische Skrupel doch nicht beeinflussen lassen!
Und notfalls pflastern dann eben auch mal ein paar oder noch mehr Leichen seinen Weg…äh…Kontostand. Macht alles nix, sind doch bloß Kollateralschäden! Außerdem stehen „Leistungsträger“ sowieso vollkommen außerhalb jeglicher Kritik! Also alle Nicht- und Minderleister sowie alle anderen Habenichtse und Systemverlierer mal schön die Klappe halten! Und haltet ja Eure Organe fein sauber – die werden nämlich von uns noch gebraucht*Ironie aus*!
Folgendes sollten Sie meines Erachtens bedenken.
1. Ein Arzt, der transplantationspflichtige Patienten betreut, erfährt sehr deutlich, über wie lange Zeit diese in der Regel auf ein Spenderorgan warten müssen. Während dieser Zeit verschlechtert sich ihr klinischer Zustand, mit der Folge, dass die Überlebensaussichten nach der Transplantation schlechter werden oder aber eine Transplantation wegen des Allgemeinzustandes gar nicht mehr möglich ist. Vermutlich verfügen Sie über keine diesbezügliche medizinische Erfahrung.
2. Während dieser Zeit baut der Arzt ein persönliches Verhältnis zu den Patienten auf, da diese ggf. vor Transplantation lange in der Klinik verweilen und er ihr stetes Abwärts sieht. Es ist daher menschlich verständlich, wenn auch verwerflich und inakzeptabel, seine „eigenen“ Patienten bevorzugt behandelt sehen zu wollen. Von Korruption kann nur dann die Rede sein, wenn damit eine persönliche Vorteilnahme einhergeht. Dafür bringen Sie keine Indizien.
3. Zur Versteigerung von Organen, Organspende durch Arme usw., wie sie beispielsweise ein Herr Oberender (Universität Bayreuth) einmal vorgeschlagen hat, gibt es keine ersichtliche Verbindung, vor allem nicht, solange Sie nicht nachweisen, dass gezahlt wurde. Diese Assoziation mag allenfalls polemisch ergiebig sein.
4. Aus den genannten Gründen finde ich Ihre Darstellung unangemessen. Sie beklagen immer wieder die Tatsache, dass sich Mediziner nur wenig an den Bedürfnissen der Patienten orientieren. Im vorliegenden Fall spricht das derzeit Bekannte eher dafür, dass einer sich am Wohl seiner Patienten orientierte, allerdings auf insgesamt nicht annehmbare Weise. Wenigstens dafür hätte ich gerade bei Ihnen ein gewisses Sensorium statt des üblichen, in meinen Augen allzu preisgünstigen Verdammungsfurors erwartet. Schade.
Mit freundlichen Grüßen
„Folgendes sollten Sie meines Erachtens bedenken.“
Wir leben doch nicht mehr in der Antike des Hippokrates oder im Mittelalter zur Zeiten Theophrastus Bombastus von Hohenheim.
Heute gelten die Prinzipien der alternativlosen marktkonformen Demokratie (Deckname Kapitalismus).
Da bleibt wenig Platz für Ethik und Moral aber viel für die maßlose Heuchelei von Politik und Medien, wie wir es gerade wieder erleben.
Wo war der Aufschrei in Deutschland als vor 5 Jahren über den Organhandel in den indischen Slums berichtet wurde? Welche „angemessene Darstellung“ von Ihnen kann man dazu wo finden?
Hier könnten Sie sich aber zur a href=“http://www.bioskop-forum.de/bioskop-themen/koerper-als-rohstoff/organhandel/wachstumsbranche-organhandel.html“> Wachstumsbranche Organhandel informieren.
Die richtige Adresse:
Hier könnten Sie sich aber zur Wachstumsbranche Organhandel informieren. 😉
Sie produzieren die üblichen politischen Statements, die sich nicht auf die Sache beziehen, um die es geht, sondern im Rundumschlag Ressentiments ablassen. Es ging mir um einen Aspekt des Göttinger Falls, nicht um Organhandel, weder in Indien noch sonstwo. Zu dem vorliegenden Fall haben Sie allerdings nichts zu sagen, ebenso wenig wie zu meinem Argument. Sähen Sie als Stationsarzt die Transplantationsbedürftigen wegsterben, weil die Liste so lang ist, würden Sie vielleicht zu verstehen unternehmen, was ich meinte. Dieser Aspekt war mit „angemessen“ gemeint.
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