Rund 16 Millionen Deutsche „arm oder sozial ausgegrenzt“?

von Thomas Pany

Ob man sich einen Urlaub leisten kann, alle zwei Tage eine vollwertige Mahlzeit und die Wohnung warm halten – das Statistische Bundesamt liefert Sozialindikatoren

Eine Woche Urlaub konnten sich in den letzten drei Jahren, das jetzige nicht mitgerechnet, gleichbleibend etwa drei Viertel der deutschen Haushalte leisten, wobei aus diesen Daten des Bundesamtes für Statistik nicht hervorgeht, ob der Urlaub zuhause oder in einer angenehmen Klimazone verbracht wurde. Die Wohnung im Winter warm zu halten, schafften 2008, 2009 und 2010 auch etwa gleichbleibend rund 95% der bundesdeutschen Haushalte. Und in etwa 90 Prozent der Haushalte kam in diesem Zeitraum – mindestens – „jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit“ auf den Tisch.

Schwierig wurde es bei den „unerwarteten Ausgaben“. Diese aus eigenen Finanzmitteln zu bestreiten, schafften in den drei vergangenen Jahren ungefähr zwei Drittel der Haushalte. So manches Finanzbudget der privaten Haushalte kann leicht zusammenbrechen, da ist nicht viel Pufferzone, so der Eindruck aus den Daten. Dass beim Zurechtkommen mit unerwarteten Ausgaben nur 66% der Haushalte angeblich keine größeren Probleme hatten, fällt gegenüber den anderen Daten des Bundesamts auf.

Wird es zum „finanziellen Problem, unerwartete Ausgaben in einer bestimmten Höhe aus eigenen finanziellen Mitteln bestreiten zu können“ und stellen weitere drei Punkte aus einem 9-Punkte-Katalog einen privaten Haushalt ebenfalls vor finanzielle Probleme – wie das angemessene Heizen der Wohnung, die rechtzeitige Mietzahlung bzw. die Begleichung von Strom, Wasser und Öl/Gasrechnungen o.ä., die Einnahme einer vollwertigen Mahlzeit mindestens jeden zweiten Tag, eine Woche Urlaub woanders, die Anschaffung einer Waschmaschine im Haushalt, eines PKWs, eines Farbfernsehgeräts oder eines Telefons (!) – dann sprechen die Statistiker, die das LEBEN IN EUROPA auf vergleichbare Indikatoren bringen wollen, von „erheblicher materielle Entbehrung“.

Etwas mehr als 5 Prozent der deutschen Bevölkerung waren 2011 davon betroffen, meldete gestern das Bundesamt für Statistik.

Mehr gibt es hier:

http://www.heise.de/tp/blogs/8/153044

Um es zynisch anzumerken: Wozu brauchen Arme Urlaub? Die hängen doch ohnehin den ganzen Tag nur ‚rum.

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