>>Die Deutsche Post AG hat ihre Geschäftskunden wegen dem von Verdi organisierten Poststreik angeschrieben. Als Reaktion auf dieses Schreiben, hat sich Axel Köhler-Schnura, Geschäftsführer der ÖKonzept GmbH, in einem offenen Brief an das Unternehmen gewandt, welches wir an dieser Stelle veröffentlichen möchten.<<
Sehr geehrte Damen & Herren,
soeben haben wir von Ihnen eine „Geschäftskunden Information“ zu den bei Ihnen stattfindenden Streiks erhalten (siehe weiter unten).
Dazu stellen wir als Ihr Geschäftskunde fest: Wir haben weder Verständnis für die von Ihnen vorgenommenen Ausgliederungen noch für Ihre Haltung und Vorgehensweise in den dadurch bedingten aktuellen Auseinandersetzungen mit Ihren Beschäftigten und deren Gewerkschaft.
Sie verkehren die Realitäten: Es sind einzig Sie, die Sie den Betriebsfrieden stören. Indem Sie Arbeitsplätze vernichten, die Arbeitsbedingungen verschlechtern und die Einkommen Ihrer Beschäftigten mindern. Und das alles gravierend und im großen Stil. Und auch nicht erst seit heute, sondern anhaltend seit Mitte der 90er Jahre.
Vor diesem Hintergrund haben Ihre Beschäftigten viel zu viel erdulden müssen und viel zu lange still gehalten.
Wir sind bei Ihnen Geschäftskunde seit Mitte der 80er Jahre. In den 90er Jahren hat es begonnen, dass in Ihren Filialen, in Ihren Postzentren und auch in Ihrem Außendienst der Arbeitsdruck unerträglich geworden ist. U.a. haben Sie fortlaufend Stellenkürzungen und Entlassungen vorgenommen, das Betriebsklima ruiniert, die Einkommen der Beschäftigten drastisch gekürzt und zudem unsägliche Überwachung eingeführt.
Im übrigen haben Sie parallel dazu auch noch Ihre Leistungen für alle KundInnen geradezu skandalös verteuert. Und sich in schamloser Weise der Daseinsfürsorge entledigt, indem Sie die postalischen Kommunikationsleistungen nicht mehr flächendeckend anbieten, sondern nur noch dort wo sie – nach Ihrer Definition wohlgemerkt (!) – profitabel sind.
Weshalb? Um Ihre Gewinne zu steigern und zu steigern und zu steigern. Nur darum ging es. Immer wieder. Und geht es auch heute. Klar, so nebenbei sind Sie auch noch Global Player geworden.
Die von Ihnen ins Feld geführte „Wettbewerbsfähigkeit“ ist vor diesem Hintergrund gegenüber der Öffentlichkeit irreführend. Es soll einzig die tatsächlichen Hintergründe und Zusammenhänge verschleiern.
Und zudem ist dieses Argument, von Ihnen gegen die Gewerkschaften eingesetzt, ein erpresserisches Totschlag-Argument. Ihm zu folgen würde bedeuten, dass die Beschäftigten am besten ihre Leistungen zum Null-Tarif erbringen. Es verleugnet und diffamiert das verbriefte Recht derjenigen, die Ihnen Ihr Geschäft überhaupt erst möglich machen, die für Sie arbeiten, Ihre Beschäftigten, auf einem angemessenen Anteil am Erlös der Produkte zu beharren.
Wir als Ihr Geschäftskunde fordern Sie also auf: Gehen Sie auf Ihre Beschäftigten und die Gewerkschaften zu, lenken Sie ein, hören Sie auf, die Ausbeutung zu eskalieren, die Öffentlichkeit irrezuführen und die Gewerkschaften zu diffamieren und zu erpressen. Gewähren Sie gerechte Löhne und gesunde Arbeitsbedingungen. Im Interesse der gesamten Gesellschaft, Ihrer Beschäftigten und Ihrer KundInnen.
Axel Köhler-Schnura
Geschäftsführer
ÖKONZEPT GmbH
Quelle:
http://www.pressenza.com/de/2015/06/offener-brief-eines-unternehmers-an-die-deutsche-post/
Der Schrieb der Post an den Unternehmer gehört zusammengerollt, mit etwas klebrigem (Pech + Kieselsteine) überzogen und den Verantwortlichen in die Öffnung des Allerwertesten geschoben.
[..] Sie werden umgehend von uns informiert, sobald sich die Lage wieder normalisiert hat. [..]
Was ist „normal“?
Na, konforme Leistungsträger die froh sind arbeiten zu dürfen… 😦
Leistungsträger arbeiten nicht. Das weiß man doch.
Wenn Du unter Leistungsträger jetzt nur die herrschende Klasse verstehst, muss ich Dir recht geben. 😉
Das ist aber das Narrativ das sie dem einfachen Bürger eigentlich immer vermitteln wollen.
Nein, da widerspreche ich dir. Ein „Leistungsträger“ ist in der Sage jemand, der „es geschafft“ hat, zum „Arbeitgeber“ zu werden. Diese Position sollte vorzugsweise durch „ehrliche Arbeit verdient“ worden sein, aber im Zweifel reicht es, ein entsprechendes Erbe angetreten zu haben. Die Grenzen verlaufen hier fließend.
Wichtig ist die Sagengestalt des L. nur als Identifikationsfigur im Sinne Volker Pispers, der zu Recht sagt, dass es jeder schaffen kann, aber niemals alle.
Ja, es ging mir auch um das Versprechen ein Leistungsträger zu werden
Ach so, jetzt habe ich es kapiert.
Schön gebrüllt! Aber was bringt’s? Der Michel will es so – und nicht anders. Er kreuzt es seit Jahrzehnten an – und wird immer und immer wieder CDU und SPD wählen. Er will die totale Privatisierung, Ausbeutung, Gewinnmaximierung…! Für Streiks hat er ja auch kein Verständnis. Klar, so völlig ohne Verstand auch schwierig…
Find’s als ganz lustig, wenn man grade was Post-, Telefonnetz oder Bahn betrifft tatsächlich mal jemanden trifft, der nicht einfach die Ohren auf Durchzug stellt, sondern zumindest versucht, sich die gegenwärtigen Verhältnisse schönzureden und diese zu verteidigen: „Ja, aber damals, diese Behörenpost…! Und diese Behördenbahn erst – nä, da war alles viel schlechter früher, und viel teurer; allein die Pensionen, die „wir“ heute noch zahlen müssen für diese trägen Postbeamten und Lokführer“ Und telefonieren – mit der Behörde gäb’s heute überhaupt keine Smartphones – und außerdem ist das Telefonieren viiiiiel billiger geworden“!
Das kommt dann gerne mal von Leuten in meiner Altersklasse oder jünger – die als Kinder oder Jugendliche die Behördenzeit kaum mehr bewusst mitbekommen haben. Ich zumindest kann mich noch dran erinnern, dass es in unserem popligen 350-Einwohner-Nest ein eigenes, kleines Postamt gab. Mit einer sehr netten Beamtin…
Aber dass will ja heute keiner mehr. „Kostet ja viiiiiel zu viel Steuern. Und der Staat hat doch kein Geld, wir müssen SPAREN“ – sagt Mutti! Nächste Wahl: 40%+x CDU/SPD / 30%+x SPD/CDU…. sinnlos. Und täglich grüßt das Murmelmicheltier… 😦
Da frage ich mich doch ganz spontan:
Wer stellt die Schreiben an die Geschäftskunden zu, wenn gestreikt wird?
Und wie kommt der offene Brief an den Adressaten?
„Schreiben“ und „offene Briefe“ werden doch wohl nicht Emils … eMails sein? 🙂 🙂 🙂
Ich vermisse die Zeit in der ein Streik WIRKLICH noch Folgen hatte.
Ich lese diesen Brief als Angestellte einer 100%igen Tochterfirma der DP AG und kann über das ganze Streik-Thema nur resignierend lächeln – es berührt mich zwar innerlich, aber es betrifft mich faktisch nicht. Und das ist eigentlich traurig. Denn es sollte mich betreffen. Es sollte zumindest so sein, dass wir nach abgeschlossenen Verhandlungen auch etwas von den Lohnangleichungen merken, tun wir aber nicht. Bei uns bleibt der Lohn sowieso gleich, da kommen keine Erhöhungen. Wir sind ja schließlich nicht die DP AG, sondern „nur“ eine 100%ige Tochtergesellschaft. Betreffen tut es am Ende nur die direkten Angestellten des Mutterkonzerns und indirekt die Beamten (die dürfen ja nicht streiken, ihr Sold wird jedoch später angeglichen) nicht aber die vielen Tausend Mitarbeiter, die in eben diesen Tochtergesellschaften arbeiten, die aber ansonsten immer fein dazugezählt werden, je nachdem, wie es dem Konzern gerade am besten passt.
Trotzdem kann ich nicht klagen; ich verdiene deutlich mehr als den Mindestlohn, und Druck und Überwachung habe ich dort noch nie erlebt. Im Gegenteil. Ich habe selten so entspannt gearbeitet.
Danke fürs Teilen!
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