Liebe Griechen und Griechinnen,
die Kämpfe und Opfer des griechischen Volks für die Wiederherstellung von Demokratie und nationaler Souveränität lasten als historische Verantwortung auf unseren Schultern. Es ist die Verantwortung für die Zukunft unseres Landes und diese verlangt von uns, auf das Ultimatum der PartnerInnen mit dem souveränen Willen des griechischen Volkes zu antworten.
Vor wenigen Minuten habe ich in der Kabinettssitzung den Vorschlag gemacht, ein Referendum abzuhalten, damit die Griechen und Griechinnen souverän entscheiden können. Dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Morgen wird das Parlament zu einer Sondersitzung zusammentreten, um über den Vorschlag des Kabinetts und ein Referendum am Sonntag, dem 5. Juli, abzustimmen. Die Griechen und Griechinnen sollen entscheiden können, ob sie die Forderungen der Institutionen annehmen oder ablehnen.
Ich habe bereits den Präsidenten Frankreichs, die Kanzlerin Deutschlands und den Präsidenten der Europäischen Zentralbank über diesen Schritt informiert. Morgen werde ich offiziell darum ansuchen, das laufende Programm um einige Tage zu verlängern, damit das griechische Volk frei von Epressung und Druck abstimmen kann, wie es der Verfassung unseres Landes und der demokratischen Tradition Europas entspricht.
Liebe Griechen und Griechinnen,
ich bitte euch, auf das erpresserische Ultimatum, welches von uns harte, entwürdigende und endlose Austerität ohne Aussicht auf soziale und wirtschaftliche Erholung verlangt, auf souveräne und stolze Weise zu antworten – so wie es die Geschichte des griechischen Volks verlangt.
Auf Autoritarismus und brutale Austerität werden wir, ruhig und bestimmt, mit Demokratie antworten. Griechenland, der Geburtsort der Demokratie, wird eine demokratische Antwort geben, die in Europa und der Welt widerhallen wird. Ich verpflichte mich persönlich, eure demokratische Wahl zu respektieren, wie immer sie ausfallen wird.
Und ich bin vollkommen überzeugt davon, dass eure Wahl der Geschichte unseres Landes gerecht werden und der Welt eine Botschaft der Würde senden wird. Wir alle müssen uns in diesen entscheidenden Momenten vor Augen halten, dass Europa die gemeinsame Heimat unserer Völker ist. Doch ohne Demokratie wird Europa ein Europa ohne Identität und Orientierung sein.
Ich lade euch alle ein, in nationaler Eintracht und Ruhe, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Für uns, für zukünftige Generationen, für die Geschichte der Griechinnen und Griechen. Für die Souveränität und Würde unseres Volks.
Alexis Tsipras
Athen, am 27. Juni, 1 Uhr morgens.
….tja….so was würde man von einem deutschen Regierungschef niemals hören…..
Kann man so nich sagen; Sahra Wagenknecht könnte ich mir eine solche Rede haltend gut vorstellen (im Prinzip hält sie solche ja schon regelm. im Bundestag). Leider scheitert dieser Traum halt an zig Mio Michels, die den „faulen Griechen“ hassen – und dafür lieber die Mutti und den Siggi wählen, die es zu verhindern wissen, dass der hart arbeitende Teutsche die überzogenen „Wohltaten“ einer kommunistischen Regierung eines Landes weit unten im Süden finanzieren muss…!
Tsipras geht taktisch sehr geschickt vor; er bringt die EU dazu, vollends ihr potthässliches Gesicht zu offenbaren. Aber was nützt es? Siehe oben…
Mal abwarten,
wird den neoliberalfaschistoiden EUlern eine Woche ausreichen,um die Griechische Bevölkerung auf Kurs zu bringen,um sich per Referendum weiterhin dem EU-Diktat zu beugen?
Ansonsten Hut ab für Herrn Tsipras; sehr schöne Ansprache.
Moin die aktuellen OECD-Sozialstudie meint trocken –>
„Wir haben einen Wendepunkt erreicht. Noch nie in der Geschichte der OECD war die Ungleichheit so groß wie heute“. Und zwar insbesondere in den reichen Ländern USA und Deutschland.
.. die Pfostenmichels verteidigen diesen Zustand noch immer mit „UNS GEHT’S GUT“ nach vorne ..von Lebensarmut mit all ihren leckeren Facetten ganz zu schweigen .. Sinnlos …
Den Griechen bleibt zu wünschen das sie sich aus dem Würgegriff der Austerität befreien , das dass Signalwirkung für die anderen ausgepressten Staaten hat und die EU schneller zerfällt als die Zurechtbescholtenen ihre Schäfchen ins trockene bringen können. Wer, nachdem das Kunstgebilde EU und ihr Vehicle der Ausbeutung und Knechtschaft €uro seine hässliche Fratze gezeigt hat, die hohlen Sprüche von einem einigen, friedlichen Europa in Wohlstand und Sicherheit noch glaubt, ist selber schuld und verdient was er bekommt.
Aus gegebenem Anlass möchte ich daran erinnern: Spanien: Neues Sicherheitsgesetz sorgt für Unmut
Und noch einer dazu in den Freitag-Blogs: Demokratieabschaffung spanisch: Ley Mordaza
Kein Witz: Ab dem 1. Juli zählt jede öffentlich vorgebrachte Kritik am Königshaus außerdem als terroristischer Akt.
Wenn Syriza scheitert,
dann wird die neue Griechische Regierung sich wohl die Spanischen Gesetze als Richtmaß wählen.
Und die dann leichterhand noch toppen.
was das Referendum betrifft, bin ich sehr skeptisch. Trotzdem drücke ich dem Volk, dem Land und Syriza die Daumen. Ich wünsche, dass das Volk in Griechenland nicht so einfältig ist, wie in D. – Nach Gipfel und Bilderberg war der Queen Besuch natürlich zwingend erforderlich – um das Volk auch richtig einzulullen….
…. Das Volk will belogen werden……… dazu passt… schlaf Michel,schlaf………
P.S. draußen scheint die Sonne…. carpe diem….. 🙂
“Growth for the sake of growth is the ideology of the
cancer cell*capitalism .”* Edward Abbey
— abwink —
Das Einzige was linke Politik in unserer heutigen, durch und durch verkapitalisierten Welt tun kann ist in Schönheit zu sterben.
Der Gedanke kommt mir bei dieser Rede. Hübsch aber ganz und gar sinnlos. Und leider viel zu spät.
Zu lange haben sich Tsipras, Varoufakis und die ganze Syriza Regierung auf windiges Verhandeln, auf das Chicken Game eingelassen bis wirklich gar nix mehr ging.
Der jetzige Schritt der Volksbefragung wäre vor einigen Wochen noch ein glaubwürdiger, mutiger Schritt gewesen. Heute sieht es wie das verzweifelte „all in“ eines gescheiterten Poker Spielers aus. Schade.
@The Buck
Oder die Politische Linke blamiert sich an der kapitalistischen Realität!
Ich hatte das mit einem frühzeitigen Referendum hier schon einmal in die Diskussion geworfen, als die Euphorie noch gross war.
Jetzt habe ich den Eindruck, die Regierung will sich ihr Scheitern auch noch einmal von der Bevölkerung absegnen lassen. Wie sich die Bevölkerung auch entscheiden wird, für die jetzt schon Gebeutelten wird es noch mehr Nachteile bringen als vorher.
Möglich ist für mich folgendes Szenario: Eine Allparteien-Regierung wird gebildet und der nationale Notstand für die Rettung Griechenlands als Legitimation ausgerufen. Wenn dort die Befürworter für einen Verbleib im Euro die Musik spielen, dann werden die Forderungen der Gläubiger voll umgesetzt , wenn nicht, geht es zurück zur Drachme mit all den daraus folgenden Konsequenzen.
Welche Rolle spielt dabei die Bevölkerung? Wahrscheinlich keine. Die Musik wird dann von den unterschiedlichen Interessengruppen des Kapitals angestimmt.
Natürlich werde ich mich irren, und es kommt alles ganz anders als ich es erwarte.
Die EZB dreht den Geldhahn nicht zu und das Spiel beginnt von Neuem.
@Troptard
Im Grunde wirst Du recht behalten: die Bevölkerung wird nichts zu sage haben. Wie sollte sie sich aber auch entscheiden wenn wie immer nur die Alternative Pest oder Cholera zur Abstimmung steht.
An einen schnellen Grexit glaube ich nicht. Sollte die Griechische Zentralbank nicht schon Milliarden von Not-Drachmen eingelagert haben wird das schon allein aus technischen Gründen schwierig. Und letztlich wollen weder die europäischen Staatschefs noch die Griechen wirklich einen Grexit.
Wir sind immer noch beim Poker spielen. Also kann die Lage gar nicht so ernst sein. 🙂
Die Griechische Tragödie vor dem letzen Akt? – eher nicht!
@TheBuck: Du spielst nicht oft Poker, oder? Wenn du zwei Asse auf der Hand (z. B. ein Referendum) hast, kannst du natürlich gleich All in gehen – brauchst dich dann aber nicht zu wundern, wenn keiner mitgeht und du nur die Blinds einkassierst…
Es fand bereits ein „Referendum“ statt – welches Syriza überhaupt erst in die Regierung und in die Lage brachte, von dem Troika-Sauhaufen überhaupt ernst genommen zu werden. Hätten die jetzt jede Woche, bei jeder irrsinnigen Forderung der Neolibs eins abhalten sollen…? Meinste nicht, sowas würde sich irgendwann evtl. auch mal abnutzen…? Man kann ihnen von mir aus bequem vorwerfen, dass sie die Troika nicht einfach vor die Tür gesetzt haben – was aber dann auch seine Konsequenzen gehabt hätte. Eingebunden in ein globales kapitalistisches System (insb. mit einer Gemeinschaftswährung) kann man als Land auch nicht wie Pipi Langstrumpf einfach mal eben tun, was man denn möchte; also z. B. mal eben neue Spielregeln oder eine neue Währung erfinden – und meinen, die anderen würden die akzeptieren…
@Troptard – ich erinnere mich an deinen Beitrag, in welchem du geschrieben hattest, dass du es nicht erträgst(sic!), dass Menschen überhaupt noch (wie hier in Griechenland) irgenwelchen Parteien Vertrauen schenken. Weil du offenbar mit allem abgeschlossen hast und für dich der Verrat ja genauso vorprogrammiert ist wie das von dir attestierte „Scheitern“ (da biste ja dann mit den Neolibs einer Meinung). Kannste jetzt von mir aus wieder persönlich nehmen… 😛
Ich kann auch nicht verstehen, warum hier irgendwer davon ausgeht, die Griechen würden sich bei diesem Referendum so blöd anstellen, wie man es ohne weiteres dem Michel in Schland zutrauen darf!? Ich gehe stark davon aus, dass sich eine breite Mehrheit gegen die Austerität aussprechen wird. Dass ist dann auch ein gewaltiges Pfund, welches Tsipras mit in die nächste Verhandlungsrunde nehmen kann. Er kann der EU ihre vermeintlichen, immer hochgehangenen „Werte“ wie Demokratie und Freiheit wie ein nasses Handtuch um die Ohren hauen. Was auch dem ein oder anderen Schlafschaf in anderen Ländern auffallen würde. Nebenbei würde dann auch die Politik der Personalisierung nicht mehr so ganz greifen, da der „irre“ Tsipras quasi ein ganzes Volk hinter sich hat. Es ist ja eben beileibe auch nicht so, dass die EU / Troika nichts zu verlieren hätte – würde man Tsipras kein gutes Blatt zutrauen, hätte man schon längst alles in den Pott geschoben…
Ich bin mal gespannt auf diesen Showdown…! Ich vermute (und hoffe), dass der Bluff der Troika auffliegt und deren Karten in den Muck wandern…!
@Dennis82
Ach komm Dennis! Ich nehm das überhaupt nicht persönlich.
Ich weiss ja inzwischen, dass Du selbst Sarah Wagenknecht für eine Linke hälst.
@ Hartmut
Das Volk ist nahezu ständig in einer prekären Lage, auch wenn es ‚Vox populi vox Dei‘ heißt.
Sein politischer Kenntnisstand ist gleichsam rudimentär, nicht zuletzt weil sich die 4. Gewalt ihrer Kernaufgaben entledigt hat.
Meist fokussiert es auf ein Detail, entwickelt zu wenig Sinn für und den Blick auf das Ganze – kann und will es vielfach begründet auch nicht.
Es sind gemeinhin (manipulierte) Fragmente, aus denen sich Standpunkte zusammensetzen und aus denen sich Ansichten verdichten.
Es arbeitet sich vorwiegend und partiell am Augenblick, dem Nebensächlichen und Vergangenen ab; hinkt permanent hinter den für gewöhnlich im Geheimen getroffenen Entscheidungen und Strategien der Weltbeweger her – haftet jedoch für deren Versagen.
Es arbeitet sich vorrangig am Existenziellen und darüber hinaus partiell am Augenblick, …
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