gestern, am samstag, den 27. juni 2015, sah ich den ausschnitt eines fernsehinterviews. ein europa-abgeordneter durfte statements abgeben. eines davon lautete: die griechische regierung mit tsipras und varoufakis sei radikal. ich habe daraufhin den feuerlöscher vom dachboden geholt und bin jetzt bestens gewappnet gegen die rote gefahr aus südeuropa.
im ernst: wenn die stiefellecker des kapitals begriffe verwenden, dann bleiben diese inhaltsleer. sie geben sich noch nicht einmal die mühe, ihr abschreckungsvokabular zu definieren, es zumindest mit einer kleinen prise an definitionen zu füllen. nicht ein definitiönchen. nicht ein salzkörnchen.
mein kopf hingegen fing an zu arbeiten und fand zwei merkmale von radikalität. der radikale ist stets ein fundamentalist, er ist von der absoluten richtigkeit seiner ansichten überzeugt, ja, es sind gar keine ansichten, denn der radikale empfängt seine erleuchtungen direkt von gott.
und weil die weisheit des wirtschaftsradikalen absolut ist, erlaubt sie auch keine alternativen, sie ist alternativlos.
für den wirtschaftsradikalen besteht die wirtschaft aber nicht aus dem handwerksbetrieb oder aus den vielen „kleinen“ wirtschaftssubjekten, sondern aus den großen konzernen und banken usw. usw.
nicht die griechische regierung ist radikal, sondern die neoliberalen scharfmacher sind es. sie lassen außer ihrer ideologie nichts anderes gelten. neoliberalismus, der keine alternativen zulässt, ist terrorismus.
ps.: radikal sind die, die eine demokratisch gewählte regierung radikal nennen, ohne zu begründen und ohne zu erläutern, was sie unter radikal verstehen. wären sie an einer begrifflichen klärung interessiert, müssten sie zu der erkenntnis gelangen, dass sie selbst die radikalen sind. aber das wird niemals geschehen, denn zur selbsterkenntnis ist der radikale per definitionem nicht fähig.
Ja doch. Radikaldemokratisch. Ganz schlimm so etwas. Man kann es mit der Demokratie demnach auch übertreiben.
Man muß dafür auch ein wenig Verständnis haben: Wer sich mit aller verbliebenen Kraft gegen Vernunft, Fachleute und die Realität zur Wehr setzt, muß letztlich zu solcherlei Worthülsen greifen. Die Argumente waren ihnen schon bei der Wahl Tsipras ausgegegangen, mußten ihnen von Rechts wegen ausgehen, weil eine linke – nicht von ihnen inthronisierte – Partei das Ende ihrer feuchten Träume einer immer währenden Abhängigkeit Griechenlands von den Banken Rest-Europas bedeuten konnte.
Und wer vernünftig genug ist, sich der Unvernunft entgegenzustemmen, ist natürlich radikal. Das Abschreckungsgewimmer mit Inhalt füllen? Das ist nun wirklich zuviel verlangt. Es sind ja nicht nur die Trolle, die jetzt gedankenlos nachplappern, was sie zwischen Bildzeitung und Bahnhofstoilette aufgeschnappt haben – es gibt auch diejenigen, die genau wissen, was sie da anrichten. Man hatte alternativlos auf die Karte »Kotau wegen leerer Geldbörse« gesetzt und keinen Gedanken daran verschwendet, was man tun könnte, wenn dieser ausbliebe. Der Schrecken ist ja nicht das Nein Griechenlands, sondern die schockartige Erkenntnis der eigenen Blödheit. »das letzte Quäntchen Vertrauen zerstört«, »Man habe Erfahrung mit Griechenland, was passiere, wenn eine Regierung nicht voll hinter den Reformen stehe.« Inhaltloses Gestammel aus sprachlosen Mündern.
Nun also »radikal«? Ach gottchen! Jetzt reicht es nicht mal eine Handvoll Silben. Es ist ihnen wohl die Spucke weggeblieben.
Die Süddeutsche spricht aus, was Merkel und Co seit der Wahl Tsipras vor einem halben Jahr sofort dachten: »Nur eine neue Regierung könnte glaubwürdig ein neues, drittes Hilfspaket beantragen«. Von diesem ersten hinterhältigen Gedanken sind sie bis heute nicht abgewichen.
Klaus: Ich bin sehr verwundert, dass hier die bürgerliche, negativ besetzte Definition des Adjektivs „radikal“ übernommen wird. Tatsächlich ist es doch positiv besetzt, z. B. in der Medizin (Zahnwurzelextraktion, Prostataektomie) und bedeutet doch erst einmal, „an die Wurzel/Ursachen herangehen“, um ein Übel restlos zu beseitigen. Es ist das Pendant zu „reformistisch“ und „verschlimmbessern“.
Radikalpolitik im negativen Sinne wäre es z. B., wenn nicht nur am kommenden Montag, sondern auf Dauer die griechischen Banken geschlossen wären.
Wir erleben den Zusammenbruch von Merkels Europapolitik. Auf die Finanz- und Staatsschuldenkrise antwortete sie mit dem Satz: Europa soll stärker aus der Krise herauskommen, als es hinein gegangen ist. Also hat sie alles getan, um die berühmte Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Und es funktioniert ja auch, der Euroraum wächst tatsächlich wieder. Selbst Spanien hat ja angeblich 4% Wachstum.
Aber zugleich hat sie mit ihrer brutalen Sparpolitik die Fundamente der EU zerstört. Erinnert sich noch jemand an Delors „europäisches Sozialmodell“ ? Selbst in den USA hat jeder Rentner Zugang zu Medicare, doch im Merkel-Europa verlieren immer mehr Menschen ihre Krankenversicherung. Und die Demokratie wird Schritt für Schritt beendet und durch „Marktkonformität“ ersetzt. Kompromisse und Solidarität gibts schon lange nicht mehr. Alles was Europa seit Adenauer und DeGaulle zusammengehalten hat, wurde aus Kostengründen abgewickelt.
Und jetzt erleben wir den Kollaps dieses Systems. Man kann nur hoffen, dass die anderen Europäer nach dem ersten Schock endlich Merkel und Schäuble entmachten und zu Demokratie, Kompromiss und sozialem Ausgleich zurückkehren.
@ulli: Selbst Spanien hat ja angeblich 4% Wachstum.
Weißt Du zufällig noch, wo Du das gelesen hast?
einige haben es schon angesprochen.
es geht um mehr als um die paar milliarden für griechenland.
wer die ar…karte kriegt soll bestimmt werden.
wie bei einem richtigem spiel das glück den gewinner bestimmt, daß will man vermeiden .
n ach 30 jahren astrologie weiss ich, daß es kommt wie es kommt.
das ist manchmal schmerzhaft aber auf dauer nicht zu ändern.
unvorstellbar aber wahr , die deutschen haben sogar für einen verlierer einen weltkrieg mitgemacht.
obwohl viele, viele es ohne astrologie wussten wie dieser endet.
bei all dem elend der vergangenheit haben dann viele an gott gezweifelt.
es war aber nicht gott für die unselige vergangenheit zuständig, sondern die menschen.
als orientierer kommen natürlich nur solche nach oben , die dem aktuellem leitbild entsprechen.
unsere kanzlerin entspricht diesem leitbild perfekt, sonst wäre sie nie an die spitze unseres landes gekommen.
leitbilder gleichem einem container.
container können löcher bekommen und dann stimmt das leitbild nicht mehr.
dann muss ein neuer container her.
l.g. jens prien
Im Duden stehen als Synonyme für Radikalismus:
Bedenken-, Gewissen-, Hemmungs-, Scham-, Rücksichts- und Skrupellosigkeit.
Begriffe, die aus meiner Sicht den Neoliberalismus adäquat umschreiben; der keine Toleranz gegenüber anderen kennt und seine Ziele mit allen Mitteln durchzusetzen sucht.
Wenn Vertreter des Neuliberalismus, den sie selbst euphemistisch als den Entwurf eines ‚dritten Weges‘ bezeichnen, der griechische Regierung eine wie auch immer geartete Radikalität unterstellen, nennt man diesen Vorgang in der Psychoanalyse wohl eine Projektion.
Rainer: ich weiß nicht mehr, Spon vielleicht. Diese Zahlen müssten rauszukriegen sein. Die dt.Wirtschaft wächst ja ebenfalls, ohne dass unten was ankommt.
Ulli das kann ich von unterwegs erklären ohne viel zu schreiben…
@ulli: Danke für die Antwort. Die Erhöhung des BIP sagt ja nichts über die Verteilung aus.
Was die Frage angeht: Spanien: Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2004 bis 2014 (gegenüber dem Vorjahr)
Der Trick bei dieser Grafik ist, dass immer die Veränderung zum Vorjahr angegeben ist. D.h. nach 4 Jahren Rezession ist ein Plus von 0,87% in 2014 nichts anderes als immer noch Rezession.
Wenigstens versuchen sie das reale Wachstum darzustellen.
Das INE (Instituto Nacional de Estadistica) gibt für das erste Quartal 2015 ein Wachstum von 0,9% an. Es gibt eine Prognose der Regierung von 3% und der Banco de España, die für 2015 ein Wachstum von 3,1% im Kaffeesatz erkannt haben will.
Tatsache ist, dass die Autoproduktion als einziger technischer Sektor leicht angestiegen ist und der Bausektor höheren Bedarf an Zement meldet (querschuesse.de).
Ich behaupte knallhart, dass die optimistischen Schätzungen mit den Parlamentswahlen im November einhergehen. Schließlich muss sich Austerität ja lohnen, wie man uns gerne lehren möchte.
Ähnlich wie in Deutschland hat sich die Zahl derer, die trotz Arbeit an der Armutsschwelle leben, auch in Spanien mehr als verdoppelt. Bei den Neuverträgen erhalten derzeit ganze 8% einen festen Arbeitsvertrag mit allem drum und dran und dabei ist die Zeitarbeit noch nicht so verbreitet wie hier.
Über drei Millionen Arbeitslose erhalten inzwischen überhaupt keine Hilfen mehr vom Staat; Sie bekommen also genau 0 Euro im Monat.
Meine Erfahrung ist, dass Spiegel Online meistens unsinnige Zahlen im Falle Spaniens veröffentlicht. Wenn man Glück hat, dann kopieren sie das, was am Morgen im El País stand, der seinerseits schon Mist veröffentlicht.
Ein spanischer Minister hat gemeint, dass die Erholung Spaniens mal eben 15-20 Jahre dauern könnte.
Wir sollten uns deshalb hier keine Jubelgeschichten aufbinden lassen.
@Lazarus: Das sagt inzwischen sogar der imf, dass Trickle Down Bullshit ist: ‘The Benefits Do Not Trickle Down‘: Reaganomics Bad For The Economy, IMF Argues
Satirische Bemerkung: Eine Zigarette enthält rund 1000.000.000.000.000 freie Radikale. Sie haben sowohl eine protektive, als auch toxische Wirkung. Radikalenfänger kennen wir als Antioxidantien (Viramin E und C z.B.), die aber in dieser Eigenschaft sehr umstritten sind und kontraproduktive Effekte wie Tumorwachstum und Herzprobleme auslösen können.
Der Vorwurf, man sei doch „zu radikal“ kommt in der Regel aus der bräsigen „Mitte“. Im Grunde verrät der Vorwurf viel mehr über den, der ihn äußert. Wer anderen (nach rechts und links!) permanent „Radikalität“ unterstellt, ist zwangsläufig und logischerweise als Gegenpart: selbst radikal! Am radikalsten sind also im Endeffekt jene aus der unverdächtigen „Mitte“. Mittextremismus sozusagen. 😉
„Dass siehst du zu radikal“ fasse ich inzwischen als Kompliment auf. Auch weil es wie bereits angedeutet dem ursprünglichen Wortsinne entspricht, an des Übels Wurzel zu gehen und nicht mit Symptomgeplänkel Zeit und Kraft zu vergeuden.
Dennis82: Das kannste ruhig drei Mal unterstreichen. Sehr gut.
@Dennis82: Nach ’45 sammelten sich bald alle in der politischen Mitte. Ich stelle mir vor, dass es dort bisweilen sehr eng zugehen muss. Vielleicht erklärt das die strukturellen Aggressionen, die von dort zu kommen scheinen.
…von einem POlitiker sollte man nicht erwarten, dass er die Herkunft des Wortes „radikal“ erklären kann….lach
Gesine Schwan ist zumindest der Ansicht, dass Griechenland eine radikale Frage stellt.
„[…Ja, ich sehe die Hauptverantwortung bei der Eurozone und beim IWF. Denn Griechenland wirft die Frage auf, ob die Politik in der Europäischen Union so weitergehen kann oder nicht. Das ist eine ganz radikale Frage. Dabei hat es unsere Leute nicht gestört, dass sowohl die Arbeitslosen- als auch die Schuldenquoten in allen „Reformländern“ immer weiter gestiegen sind…]“
http://www.mz-web.de/politik/gesine-schwan-zur-griechenland-krise–wolfgang-schaeuble-hatte-von-anfang-an-die-absicht–syriza-an-die-wand-fahren-zu-lassen-,20642162,31063742.html
@Leselotte: Das ist nichts neues. Als der iwf vor ein paar Jahren nach Litauen eingeladen war, gab es Morddrohungen gegen dessen Abgesandte. Die Verhandlungen fanden schließlich in Polen statt.
Wenn Du dich kurz schlau machen willst, dann kannst Du beim wikipedia-Artikel nachvollziehen, dass die Einbeziehung dieser Organisation schon immer die gleichen Ziele hatte: Internationaler Währungsfonds
Dort steht u.a.:
[..] Bedingungen für die Gewährung von Krediten sind zum Beispiel: Kürzung der Staatsausgaben, niedrige Inflation, Steigerung des Exports sowie Liberalisierung des Bankenwesens.
Die den Staaten auferlegten Bedingungen in Form von Strukturanpassungsprogrammen (SAP) können zum Beispiel Privatisierung von öffentlichen Einrichtungen wie Sparkassen, Elektrizitäts- und Wasserversorgung, Telekommunikation usw. sowie Entlassung von bestimmten Gruppen von Mitarbeitern vorsehen.
Darüber hinaus unterstützt der IWF Entwicklungsländer in Afrika, Asien und Südamerika bei der Erarbeitung von Wachstums- und Wohlstandkonzepten und fördert diese durch direkte Geldhilfen der gebenden Mitgliedstaaten. Ebenso wie die Kreditvergabe ist auch die Entwicklungszusammenarbeit oft an Bedingungen der Good Governance (Korruptionsabbau, Demokratie, …) und der Liberalisierung gekoppelt. [..]
p.s.: Good Governance ist natürlich gut. Ich weiß gar nicht, warum Lagarde nicht der Prozess wegen seltsamer Geldflüsse gemacht wurde und sie im Knast sitzt. Aber wir wissen ja: Alle sind vor dem Gesetz gleich.
Eine Europrophezeiung aus dem Jahr 1992
[..] Die europäische Währungsunion nimmt Ländern die Möglichkeit, eine eigenständige Wirtschaftspolitik zu betreiben, und bietet dafür keinen Ersatz auf europäischer Ebene. Wenn Länder ihre Währung nicht abwerten können, braucht es einen Mechanismus, um Gelder zwischen den Regionen zu transferieren. Sonst wird in Zeiten einer Wirtschaftskrise die europäische Integration hinterfragt.
Diese Analyse ist nicht in den letzten Jahren unter dem Eindruck der Eurokrise entstanden, sie stammt aus dem Jahr 1992. Damals wurde gerade erst der institutionelle Aufbau der Währungsunion beschlossen. Die Aussagen stammen vom britischen Ökonomen Wynne Godley, der 2010 verstorben ist. Godleys Analyse überzeugt – und die Probleme, die er erkannte, sind bis heute nicht ausgeräumt. [..]
Rainer: ich denke, dass Kohl und Mitterand damals auch genau so gedacht haben: die Euro-Wahrung kann ohne gemeinsame Wirtschafts-, Sozial- und Steuerpolitik gar nicht funktionieren, auch nicht ohne Ausgleichsmechanismen wie Eurobonds oder einem Länderfinanzausgleich, und wird eine europäische Integration früher oder später irgendwie erzwingen. Viele Länder wie etwa Frankreich würden da auch mitgehen. Aber Merkel und Schäuble setzen rücksichtslos die Interessen ihrer nationalen Bourgeoisie durch und fahren das europäische Projekt an die Wand. Die Deutschen mit ihrer Großmannssucht verkacken es wieder mal.
Moin die Damen und Herren …
…–sagt inzwischen sogar der imf, dass Trickle Down Bullshit ist..-
….eines der grössten Übel dass man inzwischen offen zugeben kann des man schadet, abzockt & verarscht und statt Widerstand , lethargisches devotes „Verständnis“ von den Geschädigten bekommt ..und falls die Alternativlosigkeit mal nicht so richtig verstanden wird , steht das volle Instrumentarium an Repressionen bereit die man sich auch unter verständigem Nicken hat einrichten und legitimieren können .
Da ist inzwischen Hopfen und Malz verloren … ausser scheinbar in einem kleinem Land ….
@Lazarus: Island? Die haben sich vollständig erholt und der imf „warnt“ vor Inflation, wenn sie die Löhne dieses Jahr wieder um 6% erhöhen.
rewind ..stop…play … „ausser scheinbar in einem kleinem Land ….“
Vielleicht OT, aber trotzdem kommt bei mir zunehmend eine Frage hoch, die mit der griechischen Regierung zu tun hat.
Sie wurde von der Bevölkerung gewählt – und dies beweist, dass es auch anders geht, dass sie keine Marionetten des Kapitals sind.
Jetzt meine Frage: Warum hält sich dann trotzdem das Zitat „Wenn Wahlen etwas ändern würden, wären sie schon verboten.“ – Und führt bei vielen dazu, dass sie nicht mehr wählen gehen? Beweist die griechische Regierung nicht gerade das Gegenteil? Seit ihr immer noch der Meinung, dass Wahlen nichts bewirken?
@Ruby: Wenn das Kapital nicht willig ist, dann verkommt Politik zur reinen Verkündung von Maßnahmen. Stelle die Frage noch einmal im nächsten Jahr. Dann werden wir sehen, ob man nicht besser gleich Konzerne und Banken wählen und denen auch die Steuern zukommen lassen sollte.
R@iner, verstehe ich dich richtig, die griechische Regierung wird auch vom Kapital gesteuert?
@Ruby: Äh, ja, genau darum geht doch der Konflikt: Sie sind handlungsunfähig und abhängig. Der Abbau aller staatlichen Einflüsse ist das erklärte Ziel neoliberaler Denke und jeder Politiker, der das mitmacht, sägt gewissermaßen am eigenen Ast, so er an ein Primat der Politik jemals glaubte.
@Ruby: Ja, du hast Recht. Die Linksregierungen in Südamerika (wo man sich teilweise schon von der Ver(ge)walt(ig)ung durch den IWF gelöst hat) – wurden gewählt. Genauso wie Syriza. Und jene, die auch hier prognostizierten, dass man sich kaufen lassen würde oder irgendwann (wie die typischen „Soziopathdemokraten“) einkickt – haben sich bislang nicht bewahrheitet. Alleine an dem schieren Hass, vollkommen an der Sache vorbeiund der Reduzierung der Probleme auf einzelne Personen wie Varoufakis oder Tsipras ist doch der beste Kontraindikator. Dass die EU ein Referendum als „Drohung“ oder gar Provokation auffasst, zeigt doch, wie undemokratisch dieses Konstrukt überhaupt ist! Und die selbe Nummer lief ja schon bei Papandreou.
Es ist eins der wenigen Zitate von Pispers, welches mir gewaltig auf die Nüsse geht. Weil es eben eine prima Ausrede dafür ist (vor allem für die Volksfront von Judäa als auch der Judädischen Volksfront), rein gar nix zu tun (und statt dessen vollkommen an der Realität vorbei von ner Revolution oder einer APO zu träumen…!). Aber viel schlimmer: andere (vorwiegend die Resignierten) davon abzuhalten, es auch mal mit einer Partei wie der Linken in D zu versuchen – Wagenknecht wär ne gute Kanzlerin. Aber der Linken wirft man ja auch schon im Voraus vor, am Ende wie die SPD und die Grünen zu enden. Dann wählen halt die strunzdoofen Spießer-Michels wie gewohnt die Vereine von Mutti und Siggi – und die 50% daheimgebliebenen haben es einmal mehr versäumt, zumindest den Stimmanteil jener „Mitte“-Parteien zu verringern. Deshalb bleibt eben hier in D alles so, wie es ist…
Man sieht doch, wie schwer es selbst für souveräne Staaten ist, innerhalb dieses absurden Finanzsystems überhaupt zu überleben. Aber dann der popligen Linken in irgendwelchen Verwaltungseinheiten (auch Bundesländer genannt) wie Berlin, Thüringen oder MeckPom beim Mangelverwalten bequem attestieren, die seien „ja auch wie alle anderen“! Kennt man auch im ganz Kleinen: wenn der Linke im Stadtrat sich erdreistet und bei der Abstimmung über das Design der neuen Pflasterung der Fußgängerzone(!) genauso abstimmt wie die Hansel von der SPD und der CDU…
Dennis82
Wahlergebnisse sind einzig das Ergebnis guter public relation .. wenn die Griechen aus dem €uro geworfen werden sind sie in der Opfer-Position und werden sich das Recht nehmen zu bestimmen ob,wann und wieviel sie von den „Rettungsgeldern“ zurückzahlen. Wenn sie hinwerfen also „Vertragsbrüchig“ werden [ was den Gläubigern am liebsten wäre] werden die Gläubiger ihre Titel in Stein meißeln und GR nachstellen bis ins Eselsfach. Die „Rettungsgelder“ wurden schon eingefroren .. GR ist Opfer von Spekulationen … Das Referendum soll meiner Meinung nach nur den Kurs der Regierung bestätigen und der EU Austerity measures fan club hat Angst das andere folgen könnten, solange es GR ist, hat man das Szenario schon simuliert und Lösungen … jetzt fragt so manch einer ..Was passiert mit den bösen Schulden, meiner Meinung nach, da es sich wie bei allen Blasen nur um warme Luft handelt , wird man eine Bad IWF EZB sonstwas Bank gründen und die „giftigen Schulden“ dort versenken.. und weiter mit business as usual.
€uro wird kurz einbrechen … die Märkte werden kaufen und sich eine neue Goldauflage für ihre Nasen verdienen wenn sich der €uro nach ein paar Wochen erholt .. Die Anleger im Taumel, die Börse schließt freundlich, die Lohnabhängigen ächzen, werden mit weiteren alternativlosen Spaßmaßnahmen belegt wegen der „Scheiss Griechen“ die Michels verfluchen den Club Med der „seine“ Kohle nicht zurückzuzahlen will ….
just my p20 ..Vorhang ..Applaus …
R@iner
Nur mal rein hypothetisch, die resignierten Nichtwähler würden doch einen Sinn darin sehen zu wählen und rein hypothetisch wählen sie links (ich meine nicht SPD) und das noch flächendeckend in Europa, besteht dann nicht eine Chance, das System zu stürzen?
Spielen wir denen da oben nicht in die Hände, wenn wir immer propagieren, Wahlen würden nichts ändern? Sind wir da nicht ihre zuverlässigsten Mitstreiter?
Ich glaube, Griechenland und andere Länder beweisen uns gerade das Gegenteil. Warum schlagen denn Merkel und Co so um sich, weil sie doch Angst haben vor einer linken Ansteckung.
Müssen wir da nicht gegen halten und die Nichtwähler aktivieren? Sie sind doch in der Mehrheit.
Die „Institutionen“ und die Bundesregierung lassen die griechische Regierung voll an die Wand fahren:
Löst man sich von dem allgemeinen Geschwätze der Medien, wer denn für die jetzige Situation die Verantwortung zu tragen habe und beschränkt sich auf das, was zwischen der griechischen Regierung und den sog. Institutionen verhandelt wurde, dann bleibt als Ergebnis, dass die die griechische Regierung den Forderungen ihrer Gläubiger sehr weit entgegengekommen ist.
Das betrifft die Erhöhung des Rentenalters auf 67 Jahre, Anhebung der Mehrwertsteuer für verarbeitete Lebensmittel und für die Tourismusbranche, Abschaffung der Solidaritätszahlung an arme Rentner usw..
Und die griechische Regierung hat immer wieder betont, dass sie mit den Gläubigern eine Einigung erzielen will.
Das ständige aufsatteln neuer Forderungen und die Abweisung der Vorschläge der griechischen Regierung als stets unzureichend, deutet für mich darauf hin, dass die Kapitulation der griechischen Regierung als strategisches Element von vorneherein beabsichtigt war und damit auch die Hoffnung in einen Systemwechsel ( neue Regierung ) verbunden ist.
Mit dem Referendum hat die griechische Regierung jetzt die Notbremse gezogen, um bei ihren Wählern nicht jede Glaubwürdigkeit zu verlieren und von ihnen vom Hof gejagt zu werden.
Anscheinend ist es für politische Linke ein unglaublich aufbauendes Gefühl, wenn sie einem „Stellvertreterkrieg“ beiwohnen können und diesen beklatschen dürfen, einen Kampf den sie selbst nicht bereit sind zu führen und der sich allenfalls in Verbal-Rhetorik erschöpft. Sie müssen ja auch nicht die Konsequenzen tragen.
Gegen alle Bekundungen: Wer ist denn bereit darauf einzugehen, welche Folgen sich aus einem Verbleib im Euro oder bei der Wiedereinführung des Drachme für die Notleidenden ergeben?
Ich zitiere mal:
„Ein massiver Kursverlust der Drachme würde zwar zu steigenden Preisen und wachsender Armut unter der arbeitenden Bevölkerung führen, doch könnte Griechenland auf diese Weise seine Schulden möglicherweise in einer billigeren Währung begleichen. Eine Senkung der Reallöhne würde ausserdem seine internationale Wettbewerbsfähigkeit erhöhen.“ Quelle: wsws.org.
Jetzt dürft ihr raten, aus welcher Partei das kommt!
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