Liste der von der französischen Polizei verletzten Menschen
Gestern haben die NachDenkSeiten in dem Beitrag “Mit brutaler Gewalt wird der Klassenkampf von oben gewonnen. Das ist absehbar.” auf eine Bilanz der Auseinandersetzung mit den Gelbwesten und auf die Fotos von über 100 Verletzten aufmerksam gemacht. Dort gab es eine ausführliche Liste der 109 Verletzten mit Altersangabe, Namen und Art der Verletzung. Marco Wenzel hat diese Liste übersetzt. Wir geben sie unten wieder. Vorweg noch ein paar kurze Anmerkungen. Albrecht Müller.
Erstens: In den Auseinandersetzungen in Frankreich gab es auch Verletzte unter den Polizisten. Das bedauern die NachDenkSeiten genauso wie die Verletzungen bei den Gelbwesten und anderen Personen. Die Verletzungen der Demonstranten sind jedoch so brutal und erkennbar als Abschreckung angelegt, dass wir es für unsere Pflicht halten, darauf besonders aufmerksam zu machen. Das gilt auch deshalb, weil die deutschen Medien davon kaum Notiz nehmen. Entsprechend wenig ist in der allgemeinen Öffentlichkeit Deutschlands angekommen. Ich habe gestern bei einer Geburtstagsrunde in Karlsruhe den Test gemacht: Keine einzige Person wusste etwas von dieser Brutalität. Und dies in unmittelbarer Nachbarschaft zu Frankreich. Dass in Aachen ein neuer Freundschaftsvertrag mit Frankreich abgeschlossen worden ist, war hingegen bekannt, nicht jedoch die Gewalt bei der innenpolitischen Auseinandersetzung des französischen Präsidenten mit einem Teil seines Volkes.
Zweitens: Die Bundesregierung will die Vorgänge in Frankreich nicht beurteilen und nicht bewerten. So Regierungssprecher Seibert in einer Pressekonferenz. Siehe hier. Die Äußerung von Seibert wie auch die des Sprechers des Bundesinnenministeriums sollte man sich für ähnliche Fälle im Umgang mit anderen Ländern archivieren. Seibert: “Ich beurteile oder bewerte das gar nicht, wie es üblich ist zwischen befreundeten Nationen.”. Der Sprecher des Bundesinnenministers meinte: “Wir kommentieren grundsätzlich nicht die Maßnahmen anderer Staaten”.
Da sind wir aber mal gespannt.
Drittens: Wenn wir über diese schrecklichen Vorgänge berichten, dann wahrlich nicht der Sensation willen, sondern um das öffentlichen Schweigen zu durchbrechen.
Deshalb die Anregung: Geben Sie den Artikel von gestern und diesen von heute weiter.
Der Einfachheit halber werden wir die jetzt folgende Übersetzung auch noch an den gestrigen Artikel anhängen.
Übersetzung der Vorläufigen Aufzählung der Verletzten bei den Demonstrationen von November-Dezember 2018
4. Januar 2019
Wir ziehen hier eine, wenn auch nicht erschöpfende, Bilanz der schweren Verletzungen, die den gelben Westen und den gelben Westen der Hochschulen seit dem 17. November während der Demonstrationen zugefügt wurden. Wir haben nur Verletzungen aufgezeichnet, die zu Knochenbrüchen, vollständigem oder teilweisem Verlust von Gliedmaßen oder Verkrustungen von Granatenfragmenten im Fleisch führten. Wir fordern alle Beteiligten auf, die in unserem Artikel erwähnten Fakten auf ihre Richtigkeit zu prüfen und gegebenenfalls zu ergänzen oder zu korrigieren. Darüber hinaus laden wir jeden Verletzten ein, sich mit uns in Verbindung zu setzen, um gemeinsam über die Rechtsfolgen zu beraten sowie den Kampf gegen Waffen und ein Treffen aller Verletzten zu organisieren. Unser Kontakt: desarmons-les@riseup.net / 07.58.67.67.67.20.60
Bitte besuchen Sie auch die Website von LE MUR JAUNE (die gelbe Wand), die die gleiche Überwachungsarbeit macht wie Désarmons-les! (Entwaffnet sie)
Wir nehmen in diese Liste zunächst die Schwerverletzten auf, aber wir nehmen auch Personen in unsere Liste auf, die sich mit uns in Verbindung gesetzt haben und die ausdrücklich darum gebeten haben, in der Aufzählung zu erscheinen, unabhängig von der Schwere ihrer Verletzung und natürlich erst nach Überprüfung der Informationen.
- ZINEB REDOUANE, 80 Jahre alt, wurde durch einen Tränengasbehälter getötet, der ihr am 1. Dezember 2018 in Marseille ins Gesicht geschossen wurde.
- RICHIE A., 34 Jahre alt, verlor sein linkes Auge durch einen LBD-40-Schuss in Saint-Paul (La Réunion) am 19. November 2018.
- JEROME H. verlor sein linkes Auge, als am 24. November 2018 in Paris ein LBD 40 abgeschossen wurde.
- PATRICK verlor sein linkes Auge durch einen LBD-40-Abschuss in Paris am 24. November 2018.
- Der in Pimprez lebende 40-jährige ANTONIO B. wurde am 24. November 2018 in Paris von einer GLI-F4-Granate schwer am Fuß verletzt.
- GABRIEL, 21 Jahre alt, in der Sarthe ansässiger Kesselbauerlehrling, wurde am 24. November 2018 in Paris von einer GLI-F4-Granate die Hand abgerissen.
- XAVIER E., 34 Jahre alt, wohnhaft in Villefranche sur Saône, erlitt am 24. November 2018 in Villefranche sur Saône eine Fraktur des Kiefers, des Gaumens, des Bahnbodens, des Wangenknochens, mehrere gebrochene Zähne und Verletzungen an der Lippe, die durch einen Schuss LBD 40 verursacht wurden.
- SIEGFRIED, 33 Jahre alt, in der Nähe von Epernay lebend, wurde am 24. November 2018 in Paris von einer GLI-F4-Granate schwer an der Hand verletzt.
- MAXIME W. wurde an der Hand verbrannt und verlor sein Gehör für immer durch eine GLI-F4-Granate in Paris am 24. November 2018 abgefeuert wurde.
- FAB wurde am 24. November 2018 in Paris von einer Landungsgranate an der Stirn verwundet.
- AURELIEN wurde am 24. November 2018 in Tours durch einen LBD-40-Schuss in den Kiefer (5 Stiche) verwundet.
- CEDRIC P., ein in Possession (Insel Reunion) ansässiger Fliesenlegerlehrling, verlor sein linkes Auge, weil er am 27. November 2018 von einer LBD 40 angeschossen wurde.
- FRANCK D., 19 Jahre alt, verlor sein Auge, als am 1. Dezember 2018 in Paris ein LBD 40 abgeschossen wurde.
- Ein Unbekannter, 29 Jahre alt, hat am 1. Dezember 2018 durch eine Landungsgranate in Le Puy en Velay sein Auge verloren (Quelle: Anruf von einem Angehörigen).
- GUY B., ~60 Jahre alt, wurde am 1. Dezember 2018 in Bordeaux von einem LBD-40-Schuss der Kiefer gebrochen.
- AYHAN, ~50 Jahre alt, ein Sanofi-Techniker aus Joué-les-Tours, wurde am 1. Dezember 2018 in Tours von einer GLI-F4-Granate die Hand abgerissen.
- BENOIT B., 29 Jahre alt, wurde am 1. Dezember 2018 in Toulouse von einem LBD-40-Schuss schwer an der Schläfe verletzt (Hirnödem). Er wurde in ein künstliches Koma versetzt. Update: Er ist erst am 21. Dezember 2018, nach 20 Tagen, aus dem Koma erwacht.
- MEHDI, 21, wurde bei einem Anschlag in Paris am 1. Dezember 2018 schwer verletzt.
- ANTHONY, 18 Jahre alt, wurde am 1. Dezember 2018 in Paris durch einen LBD-40-Schuss ins Auge verletzt.
- JEAN-PIERRE wurde am 1. Dezember 2018 in Toulouse von einem LBD-40-Schuss die Hand gebrochen.
- MAXIME I., 40 Jahre alt, erlitt eine doppelte Beckenfraktur aufgrund eines LBD-40-Schusses in Avignon am 1. Dezember 2018.
- FREDERIC R., 35 Jahre alt, wurde am 1. Dezember 2018 in Bordeaux von einer GLI-F4-Granate die Hand abgerissen.
- CHRISTOPHE L. wurde am 1. Dezember 2018 in Paris die Nase gebrochen und an der Stirn durch einen Jet von einer Wasserkanone verletzt.
- LIONEL J., 33 Jahre alt, wurde am 1. Dezember 2018 in Paris durch eine LBD 40 an der Schläfe verwundet (7 Stiche + 1 subkutane Aufnahme)
- KEVIN P wurde am 1. Dezember 2018 in Paris von einer Tränengaskapsel im zweiten Grad tief an seiner linken Hand (15 Tage arbeitsunfähig) verbrannt.
- MATHILDE M, 22 Jahre alt, wurde am 1. Dezember 2018 in Tours durch einen Schuss von einer LBD 40 am Ohr verletzt (25 Fäden, Tinnitus, leichte innere Verletzungen mit Gleichgewichtsstörungen).
- ROMEO B, 19 Jahre alt, erlitt eine offene Schienbeinfraktur (90 Tage arbeitsunfähig) durch eine LBD 40 am 1. Dezember 2018 in Toulouse.
- ELIE B., 27 Jahre alt, hatte einen gebrochenen Kiefer und verlor einen Zahn, aufgrund von einer LBD 40 am 1. Dezember 2018 in Paris .
- ETIENNE P, ein Agent der SNCF, erlitt eine Schienbeinfraktur (90 Tage arbeitsunfähig), nachdem am 1. Dezember 2018 in Paris eine LBD 40 abgeschossen wurde.
- HUGO C, Fotograf, wurde von einer LBD 40 verletzt, die am 1. Dezember 2018 in Paris abgeschossen wurde.
- CHARLINE R, 29 Jahre alt, wurde am 1. Dezember 2018 in Paris durch ein Schrapnell einer GLI-F4-Granate am Fuß verletzt (Extraktion unter Vollnarkose).
- DORIANA, 16 Jahre alt, eine in Grenoble lebende Gymnasiastin, wurden am 3. Dezember 2018 von einer LBD 40 in Grenoble das Kinn und zwei Zähne gebrochen.
- ISSAM, 17 Jahre alt, Gymnasiast in Garges-les-Gonesse, wurde am 5. Dezember 2018 in Garges-les-Gonesse von einem LBD-40-Schuss der Kiefer gebrochen.
- OUMAR, 16 Jahre alt, ein Gymnasiast aus Saint Jean de Braye, wurde am 5. Dezember 2018 von einem LBD-40-Schuss in Saint Jean de Braye mit einer Stirnfraktur verletzt.
- JEAN-PHILIPPE L, 16 Jahre alt, verlor sein linkes Auge durch einen LBD-40-Schuss am 6. Dezember 2018 in Bézier.
- RAMY, 15 Jahre alt und in Vénissieux ansässig, verlor sein linkes Auge entweder durch einen LBD-40-Schuss oder aber durch eine Granate in Lyon am 6. Dezember 2018.
- ANTONIN, 15 Jahre alt, wurde am 8. Dezember 2018 in Dijon von einem LBD-40-Schuss Kiefer und Unterkiefer gebrochen.
- THOMAS, 20 Jahre alt, Student in Nîmes, Fraktur des Sinus am 8. Dezember 2018 in Paris von einer LBD 40
- DAVID, einem in der Region Paris ansässiger Steinmetz, wurde am 8. Dezember 2018 in Paris von einem LBD-40-Schuss der Kiefer gebrochen und die Lippe abgerissen.
- FIORINA L., 20 Jahre alt, eine in Amiens lebende Studentin, verlor ihr linkes Auge durch einen LBD-Schuss in Paris am 8. Dezember 2018.
- ANTOINE B., 26 Jahre alt, wurde am 8. Dezember 2018 in Bordeaux von einer GLI-F4-Granate die Hand abgerissen.
- JEAN-MARC M., 41 Jahre alt, in Saint-Georges d’Oléron ansässiger Gartenbaukünstler, verlor sein rechtes Auge durch einen Schuss von einer LBD 40 am 8. Dezember 2018 in Bordeaux.
- ANTOINE C., 25 Jahre alt, freiberuflicher Grafikdesigner mit Wohnsitz in Paris, verlor sein linkes Auge durch Abschuss einer LBD 40 in Paris am 8. Dezember 2018.
- KONSTANT, 43 Jahre alt, arbeitsloser technischer Verkäufer aus Bayeux, wurde am 8. Dezember 2018 in Mondeville von einem LBD-40-Schuss die Nase gebrochen.
- Der 17-jährige CLEMENT F. wurde am 8. Dezember 2018 in Bordeaux von einem LBD-40-Schuss an der Wange verletzt.
- NICOLAS C., 38 Jahre alt, wurde am 8. Dezember 2018 in Paris von einem LBD-40-Schuss die linke Hand gebrochen.
- YANN wurde am 8. Dezember 2018 in Toulouse sein Schienbein durch einen LBD-40-Schuss gebrochen.
- PHILIPPE S. wurde durch einen LBD-Schuss am 8. Dezember 2018 in Nantes schwer an den Rippen verletzt, mit inneren Blutungen und Milzfrakturen.
- ALEXANDRE F., 37 Jahre alt, verlor sein rechtes Auge durch einen LBD-40-Schuss am 8. Dezember 2018 in Paris.
- MARIEN, 27, erlitt einen doppelten Bruch ihrer rechten Hand durch einen LBD-40-Schuss am 8. Dezember 2018 in Bordeaux.
- FABIEN wurden am 8. Dezember 2018 in Paris von einem LBD-40-Schuss die Wangenknochen gespalten und die Nase gebrochen.
- EMERIC S., 22 Jahre alt, hat ein gebrochenes Handgelenk mit Verschiebung der Elle durch eine LBD 40 am 8. Dezember 2018 in Paris.
- HICHEM B. wurde seine linke Hand durch einen LBD-40-Schuss am 8. Dezember 2018 in Paris gebrochen.
- HANNIBAL V. wurde am 8. Dezember 2018 in Paris durch einen LBD-40-Schuss ins Auge verwundet.
- MANO M. wurde sein Fuß (2. Mittelfußknochen) durch einen LBD-40-Schuss am 8. Dezember 2018 in Nantes gebrochen.
- ALEXANDRA wurde am 8. Dezember 2018 in Paris durch einen LBD-40-Schuss in den Hinterkopf verletzt.
- MARTIN C. wurde am 8. Dezember 2018 in Marseille durch einen LBD-40-Schuss nahe am Auge verletzt.
- GUILLAUME P. erlitt eine offene Fraktur der Hand mit Sehnenriss aufgrund eines LBD-40-Schusses am 8. Dezember 2018 in Nantes.
- AXELLE M., 28 Jahre alt, erlitt eine doppelte Fraktur seines Kiefers und gebrochene Zähne, die von einer LBD 40 am 8. Dezember 2018 in Paris abgeschossen wurde.
- STEVEN L., 20 Jahre alt, wurden am 8. Dezember 2018 in Paris durch einen LBD-40-Schuss das Schienbein und seine Hand durch Teleskopschlagstöcke (bis zur Bewusstlosigkeit) gebrochen.
- ERIC P. erlitt einen Kieferbruch, aufgeschlagene Lippen und gebrochene Zähne, die von einer LBD 40 am 8. Dezember 2018 in Paris herrühren.
- DAVID D., 31, ein Bauarbeiter, erlitt eine gebrochene Nase, ein abgetrenntes Nasenloch und ein Hämatom auf der Oberlippe aufgrund einer Granate am 8. Dezember 2018 in Bordeaux.
- PATRICE P., 49 Jahre alt, verlor sein rechtes Auge durch einen LBD-40-Schuss am 8. Dezember 2018 in Paris.
- CHRISTOPHER erlitt eine dreifache Fraktur der Gesichtsknochen, nachdem am 8. Dezember 2018 in Calais eine LBD 40 abgeschossen wurde.
- NICOLAS D. wurde ein Wangenknochen durch einen LBD-40-Schuss am 8. Dezember 2018 in Paris gebrochen.
- NICOLAS, 38, hatte eine metakarpale Fraktur aufgrund eines LBD-40-Schusses in Paris am 8. Dezember 2018.
- VANESSA L., 33, verlor sein linkes Auge und ihm wurde am 15. Dezember 2018 in Paris von einer LBD 40 der Schädel gebrochen.
- ETIENNE K. erlitt eine dreifache Fraktur des linken Unterkiefers wegen einer LBD 40 am 15. Dezember 2018 in Paris.
- LOLA V., 18 Jahre alt, erlitt am 18. Dezember in Biaritz einen dreifachen Kieferbruch, gebrochene Zähne und eine aufgerissene Wange.
- RODOLPHE wurde am 18. Dezember von einer Granate in den Beinen verwundet.
- JANELLE M. wurde am 22. Dezember 2018 in Nancy durch eine (noch zu bestätigende) Granate am Fuß verletzt.
- AURORE C. erlitt einen Bruch des linken Knöchels (6 Wochen Ruhigstellung, 45 Tage arbeitsunfähig) herrührend vom Abschuss einer LBD 40 am 22. Dezember 2018 in Bourg-en-Bresse.
- R.G., 24 Jahre alt, verlor ein Auge durch einen LBD-40-Schuss am 29. Dezember 2018 in Toulouse.
- CORENTIN G. wurde am 29. Dezember 2018 in Rouen von einem großen Schrapnell einer GLI-F4-Granate am Bein verletzt.
- STEVE B. wurde am 29. Dezember 2018 in Rouen durch mehrere Metallsplitterfragmente einer GLI-F4-Granate am Bein verletzt.
- SABRINA L. wurde am 29. Dezember 2018 in Rouen durch mehrere Metallsplitterfragmente einer GLI-F4-Granate am Bein verletzt.
- MICKA T. wurde am 29. Dezember 2018 in Rouen von mehreren Metallsplitterfragmenten einer GLI-F4-Granate am Bein und an der Schläfe verwundet.
- MICKAEL F. wurde am 29. Dezember 2018 in Rouen von mehreren Metallsplitterfragmenten einer GLI-F4-Granate am Bein verwundet.
- COLINE M. wurde am 29. Dezember 2018 in Rouen durch einen LBD-40-Schuss in den Arm verwundet.
- JONATHAN C. wurde am 29. Dezember 2018 in Rouen durch einen LBD-40-Schuss in den Arm verletzt.
- ADRIEN M., 22 Jahre alt, wurde durch einen LBD-40-Schuss am 29. Dezember 2018 in Nantes schwer am Hinterkopf verletzt (Kopfverletzung).
- YVAN B. wurde am 29. Dezember 2018 in Montpellier durch einen LBD-40-Schuss an Nase und Auge verwundet.
- FANNY B, 29 Jahre alt, wurde am 29. Dezember 2018 in Nantes von einer Landungsgranate am Knöchel verletzt.
- ROBIN B. wurde am Hinterkopf (4 Klammern + Hämatom) durch einen LBD-40-Schuss am 05. Januar 2019 in La Rochelle verletzt.
- FLORENT M. erlitt eine offene Fraktur des Jochbeins aufgrund einer LBD 40 am 05. Januar 2019 in Paris.
- OLIVIER H. wurde durch einen LBD-40-Schuss am 05. Januar 2019 in Paris am Kopf verletzt (Kopfverletzung mit Bewusstseinsverlust).
- DANIEL wurde von einem LBD-40-Schuss am 05. Januar 2019 in Paris an der Stirn verletzt.
- LIONEL L. hatte einen offenen Beinbruch (3 Monate Ruhigstellung) aufgrund einer Granate in Paris am 5. Januar 2019.
- DAVID S. erlitt eine gebrochene Nase und 9 Stiche (20 Tage arbeitsunfähig) aufgrund eines LBD-40-Schusses am 5. Januar 2019 in Bordeaux.
- ADRIEN wurde mit einem LBD 40 am 5. Januar 2019 in Saint Etienne ins Auge geschossen.
- Ein Unbekannter, 35 Jahre alt, verlor ein Auge durch einen LBD-40-Schuss am 12. Januar 2019 in Toulon.
- BENJAMIN V., 23 Jahre alt, Arbeiter, verlor ein Auge und erlitt 6 Knochenbrüche an Gesicht und Nase durch einen LBD-40-Schuss am 12. Januar 2019 in Bordeaux.
- XAVIER L., 46 Jahre alt, Fotojournalist, erlitt einen Kniescheibenbruch (45 Tage arbeitunfähig) durch LBD 40 am 12. Januar 2019 in La Rochelle.
- Der 15-jährige LILIAN erlitt am 12. Januar 2019 in Straßburg einen Kieferbruch durch eine LBD 40
- WILLIAM R., 23 Jahre alt, erlitt eine Fraktur des Stirnbeins mit intrakraniellem Hämatom durch eine LBD 40 am 12. Januar 2019 in Paris.
- LUDOVIC B. wurde am 12. Januar 2019 in Paris von einer Granate an der Wange verletzt.
- SEBASTIEN M. erlitt am 12. Januar 2019 in Paris von einer LBD 40 einen Kieferbruch und verlor 5 Zähne.
- MARIE-PIERRE L., 47 Jahre alt, wurde am 12. Januar 2019 in Nantes von einer Granate am Oberschenkel verletzt.
- SANDRA, 29 Jahre alt, wurde am 12. Januar 2019 in Le Havre durch einen Schuss von einer LBD 40 schwer am Fuß verletzt (10 Tage Behandlung, Risiko einer Phlebitis).
- SAMIR wurde an der Schläfe (Gesichtslähmung) durch eine LBD 40 am 12. Januar 2019 in Saint Etienne schwer verletzt.
- OLIVIER, 51 Jahre alt, Feuerwehrmann, wurde an der Schläfe (nach einer Hirnblutung in ein künstliches Koma versetzt) durch einen LBD-40-Schuss am 12. Januar 2019 in Bordeaux schwer verletzt.
- NICOLAS wurde am 12. Januar 2019 in Bar le Duc durch einen LBD-40-Schuss ins Auge verwundet.
- ANTHONY B. wurde am 12. Januar 2019 in Besançon durch einen LBD-40-Schuss am Hinterkopf verletzt (Kopfverletzung, 10 subkutane Stiche, 10 Oberflächenstiche).
- MAR, 51 Jahre alt, wurde am 12. Januar 2019 in Nîmes durch einen LBD-40-Schuss an der Stirn (Kopfverletzung, offene Wunde 10 cm lang und bis zum Schädel, 10 Stiche) verletzt.
- SEBASTIEN D. wurde der Kiefer durch einen LBD-40-Schuss am 12. Januar 2019 in Nîmes gebrochen.
- Ein Unbekannter, 36 Jahre alt, wurde durch eine LBD 40 am 12. Januar 2019 in Bourges schwer am Kopf verletzt und liegt derzeit im Koma (Quelle: Le Parisien).
- Ein weiterer Unbekannter, 27 Jahre alt, verlor durch eine Granate am 19. Januar 2019 in Rennes ein Auge.
- AXEL, 25 Jahre alt, erlitt mehrere Frakturen der Stirn und im Gesicht sowie ein Ödem am Auge, nachdem am 19. Januar 2019 in Montpellier eine LBD 40 abgeschossen wurde.
- JEAN CLAUDE M. wurde durch eine LBD 40 am 19. Januar 2019 in Rennes schwer am Auge verletzt (vorübergehender Sehverlust).
Die vorläufige Bilanz der Verletzungen ergibt:
- 1 Person wurde getötet (Tränengasgranate)
- 4 Personen wurden die Hände abgerissen (GLI-F4-Granaten).
- 18 Personen wurden am Auge verletzt (LBD-40-Kugeln und landende Granaten).
- 1 Person hat ihr Gehör dauerhaft verloren (Granate)
Der heißt „“REICH gegen ARM““!
Hier in Dresden haben nur wenige Verständnis. Viele äußern sich eher in die Richtung, das Macron viel zu lasch agieren würde. Wahrscheinlich rührt auch daher der neue Schulterschluss von M&M. Ich finde es schon verdammt mutig, für seine Überzeugungen auf der Straße seine körperliche Unversehrtheit aufs Spiel zu setzen.
Das ist unglaublich mutig. In Deutschland wird so schnell keiner auf die Straße gehen, fürchte ich. Schon der G20 Gipfel in Hamburg hatte eine abschreckende Wirkung. Die Bilder von den Opfern in Frankreich sind viel schlimmer. Die Reaktion in Dresden ist mir unbegreiflich.
das wort „entwaffnung“ war eines der ersten, die ich nach dem bekanntwerden der vorgänge um die NSU polizisten in frankfurt zu papier brachte.
doch wie realistisch ist es, unter den bedigungen des kapitalismus – in großstädten mit rockerclubs und beruifsverbrechern – die polizei entwaffnen zu wollen? wird dadurch irgend etwas besser?
Zu meiner Zeit gab es noch die schönen Blaukopfpflastersteine, aber wie ich schon des öfteren darauf hinwies, das eben früher wirklich alles besser war.. 😉
@ Publicviewer,
früher war eben gar nichts besser.
Das sind so verklärte Rückblicke. Oder denkst Du, das dass mit meinen Nazieltern ein Zuckerschlecken war. Ich habe sie gehasst für die vielen Schläge und die Dressur, die sie mir angetan haben und von denen sie meinten, sie würden mich zu einem „nützlichen Glied“ der Gesellschaft machen.
Ich habe die Erinnerungen an sie weitgehend gelöscht. Bevor man an Pflastersteine denkt, wäre es sicher sinnvoll darüber nachzudenken, wie es möglich sein könnte, die Verantwortlichen in einem Staat zur Rechschaft zu ziehen. Bisher ist es ja so, dass die weitgehend straffrei ausgehen und unbehelligt ihren Aktivitäten weiter nachgehen können.
Franz Kafka Der Prozeß Fünftes Kapitel
Der Prügler
Als K. an einem der nächsten Abende den Korridor passierte, der sein Büro von der Haupttreppe trennte – er ging diesmal fast als der letzte nach Hause, nur in der Expedition arbeiteten noch zwei Diener im kleinen Lichtfeld einer Glühlampe -, hörte er hinter einer Tür, hinter der er immer nur eine Rumpelkammer vermutet hatte, ohne sie jemals selbst gesehen zu haben, Seufzer ausstoßen. Er blieb erstaunt stehen und horchte noch einmal auf, um festzustellen, ob er sich nicht irrte – es wurde ein Weilchen still, dann waren es aber doch wieder Seufzer. Zuerst wollte er einen der Diener holen, man konnte vielleicht einen Zeugen brauchen, dann aber faßte ihn eine derart unbezähmbare Neugierde, daß er die Tür förmlich aufriß. Es war, wie er richtig vermutet hatte, eine Rumpelkammer. Unbrauchbare, alte Drucksorten, umgeworfene leere irdene Tintenflaschen lagen hinter der Schwelle. In der Kammer selbst aber standen drei Männer, gebückt in dem niedrigen Raum. Eine auf einem Regal festgemachte Kerze gab ihnen Licht. »Was treibt ihr hier,« fragte K., sich vor Aufregung überstürzend, aber nicht laut. Der eine Mann, der die anderen offenbar beherrschte und zuerst den Blick auf sich lenkte, stak in einer Art dunkler Lederkleidung, die den Hals bis tief zur Brust und die ganzen Arme nackt ließ. Er antwortete nicht. Aber die zwei anderen riefen: »Herr! Wir sollen geprügelt werden, weil du dich beim Untersuchungsrichter über uns beklagt hast.« Und nun erst erkannte K., daß es wirklich die Wächter Franz und Willem waren, und daß der dritte eine Rute in der Hand hielt, um sie zu prügeln. »Nun«, sagte K. und starrte sie an, »ich habe mich nicht beklagt, ich habe nur gesagt, wie es sich in meiner Wohnung zugetragen hat. Und einwandfrei habt ihr euch ja nicht benommen.« »Herr«, sagte Willem, während Franz sich hinter ihm vor dem dritten offenbar zu sichern suchte, »wenn Ihr wüßtet, wie schlecht wir bezahlt sind, Ihr würdet besser über uns urteilen. Ich habe eine Familie zu ernähren, und Franz hier wollte heiraten, man sucht sich zu bereichern, wie es geht, durch bloße Arbeit gelingt es nicht, selbst durch die angestrengteste. Euere feine Wäsche hat mich verlockt, es ist natürlich den Wächtern verboten, so zu handeln, es war unrecht, aber Tradition ist es, daß die Wäsche den Wächtern gehört, es ist immer so gewesen, glaubt es mir; es ist ja auch verständlich, was bedeuten denn noch solche Dinge für den, welcher so unglücklich ist, verhaftet zu werden? Bringt er es dann allerdings öffentlich zur Sprache, dann muß die Strafe erfolgen.« »Was ihr jetzt sagt, wußte ich nicht, ich habe auch keineswegs eure Bestrafung verlangt, mir ging es um ein Prinzip.« »Franz«, wandte sich Willem zum anderen Wächter, »sagte ich dir nicht, daß der Herr unsere Bestrafung nicht verlangt hat? Jetzt hörst du, daß er nicht einmal gewußt hat, daß wir bestraft werden müssen.« »Laß dich nicht durch solche Reden rühren«, sagte der dritte zu K., »die Strafe ist ebenso gerecht als unvermeidlich.« »Höre nicht auf ihn«, sagte Willem und unterbrach sich nur, um die Hand, über die er einen Rutenhieb bekommen hatte, schnell an den Mund zu führen, »wir werden nur gestraft, weil du uns angezeigt hast. Sonst wäre uns nichts geschehen, selbst wenn man erfahren hätte, was wir getan haben. Kann man das Gerechtigkeit nennen? Wir zwei, insbesondere aber ich, hatten uns als Wächter durch lange Zeit sehr bewährt – du selbst mußt eingestehen, daß wir, vom Gesichtspunkt der Behörde gesehen, gut gewacht haben – wir hatten Aussicht, vorwärtszukommen und wären gewiß bald auch Prügler geworden wie dieser, der eben das Glück hatte, von niemandem angezeigt worden zu sein, denn eine solche Anzeige kommt wirklich nur sehr selten vor. Und jetzt, Herr, ist alles verloren, unsere Laufbahn beendet, wir werden noch viel untergeordnetere Arbeiten leisten müssen, als es der Wachdienst ist, und überdies bekommen wir jetzt diese schrecklich schmerzhaften Prügel.« »Kann denn die Rute solche Schmerzen machen?« fragte K. und prüfte die Rute, die der Prügler vor ihm schwang. »Wir werden uns ja ganz nackt ausziehen müssen«, sagte Willem. »Ach so«, sagte K. und sah den Prügler genau an, er war braun gebrannt wie ein Matrose und hatte ein wildes, frisches Gesicht. »Gibt es keine Möglichkeit, den beiden die Prügel zu ersparen?« fragte er ihn. »Nein«, sagte der Prügler und schüttelte lächelnd den Kopf »Zieht euch aus!« befahl er den Wächtern. Und zu K. sagte er: »Du mußt ihnen nicht alles glauben, sie sind durch die Angst vor den Prügeln schon ein wenig schwachsinnig geworden. Was dieser hier, zum Beispiel« er zeigte auf Willem – »über seine mögliche Laufbahn erzählt hat, ist geradezu lächerlich. Sieh an, wie fett er ist – die ersten Rutenstreiche werden überhaupt im Fett verlorengehen. – Weißt du, wodurch er so fett geworden ist? Er hat die Gewohnheit, allen Verhafteten das Frühstück aufzuessen. Hat er nicht auch dein Frühstück aufgegessen, Nun, ich sagte es ja. Aber ein Mann mit einem solchen Bauch kann nie und nimmermehr Prügler werden, das ist ganz ausgeschlossen.« »Es gibt auch solche Prügler«, behauptete Willem, der gerade seinen Hosengürtel löste. »Nein«, sagte der Prügler und strich ihm mit der Rute derartig über den Hals, daß er zusammenzuckte, »du sollst nicht zuhören, sondern dich ausziehen.« »Ich würde dich gut belohnen, wenn du sie laufen läßt«, sagte K. und zog, ohne den Prügler nochmals anzusehen – solche Geschäfte werden beiderseits mit niedergeschlagenen Augen am besten abgewickelt – seine Brieftasche hervor. »Du willst wohl dann auch mich anzeigen«, sagte der Prügler, »und auch noch mir Prügel verschaffen. Nein, nein!« »Sei doch vernünftig«, sagte K., »wenn ich gewollt hätte, daß diese beiden bestraft werden, würde ich sie doch jetzt nicht loskaufen wollen. Ich könnte einfach die Tür hier zuschlagen, nichts weiter sehen und hören wollen und nach Hause gehen. Nun tue ich das aber nicht, vielmehr liegt mir ernstlich daran, sie zu befreien; hätte ich geahnt, daß sie bestraft werden sollen oder auch nur bestraft werden können, hätte ich ihre Namen nie genannt. Ich halte sie nämlich gar nicht für schuldig, schuldig ist die Organisation, schuldig sind die hohen Beamten.« »So ist es!« riefen die Wächter und bekamen sofort einen Hieb über ihren schon entkleideten Rücken. »Hättest du hier unter deiner Rute einen hohen Richter«, sagte K. und drückte, während er sprach, die Rute, die sich schon wieder erheben wollte, nieder, »ich würde dich wahrhaftig nicht hindern, loszuschlagen, im Gegenteil, ich würde dir noch Geld geben, damit du dich für die gute Sache kräftigst.« »Was du sagst, klingt ja glaubwürdig«, sagte der Prügler, »aber ich lasse mich nicht bestechen. Ich bin zum Prügeln angestellt, also prügle ich.« Der Wächter Franz, der vielleicht in Erwartung eines guten Ausgangs des Eingreifens von K. bisher ziemlich zurückhaltend gewesen war, trat jetzt, nur noch mit den Hosen bekleidet, zur Tür, hing sich niederkniend an K.s Arm und flüsterte: »Wenn du für uns beide Schonung nicht durchsetzen kannst, so versuche wenigstens, mich zu befreien. Willem ist älter als ich, in jeder Hinsicht weniger empfindlich, auch hat er schon einmal vor ein paar Jahren eine leichte Prügelstrafe bekommen, ich aber bin noch nicht entehrt und bin doch zu meiner Handlungsweise nur durch Willem gebracht worden, der im Guten und Schlechten mein Lehrer ist. Unten vor der Bank wartet meine arme Braut auf den Ausgang, ich schäme mich ja so erbärmlich.« Er trocknete mit K.s Rock sein von Tränen ganz überlaufenes Gesicht. »Ich warte nicht mehr«, sagte der Prügler, faßte die Rute mit beiden Händen und hieb auf Franz ein, während Willem in einem Winkel kauerte und heimlich zusah, ohne eine Kopfwendung zu wagen. Da erhob sich der Schrei, den Franz ausstieß, ungeteilt und unveränderlich, er schien nicht von einem Menschen, sondern von einem gemarterten Instrument zu stammen, der ganze Korridor tönte von ihm, das ganze Haus mußte es hören. »Schrei nicht«, rief K., er konnte sich nicht zurückhalten, und während er gespannt in die Richtung sah, aus der die Diener kommen mußten, stieß eran Franz, nicht stark, aber doch stark genug, daß der Besinnungslose niederfiel und im Krampf mit den Händen den Boden absuchte; den Schlägen entging er aber nicht, die Rute fand ihn auch auf der Erde; während er sich unter ihr wälzte, schwang sich ihre Spitze regelmäßig auf und ab. Und schon erschien in der Ferne ein Diener und ein paar Schritte hinter ihm ein zweiter. K. hatte schnell die Tür zugeworfen, war zu einem der Hoffenster getreten und öffnete es. Das Schreien hatte vollständig aufgehört. Um die Diener nicht herankommen zu lassen, rief er: »Ich bin es!« »Guten Abend, Herr Prokurist!« rief es zurück. »Ist etwas geschehen?« »Nein, nein«, antwortete K., »es schreit nur ein Hund auf dem Hof.« Als die Diener sich doch nicht rührten, fügte er hinzu: »Sie können bei Ihrer Arbeit bleiben.« Um sich in kein Gespräch mit den Dienern einlassen zu müssen, beugte er sich aus dem Fenster. Als er nach einem Weilchen wieder in den Korridor sah, waren sie schon weg. K. aber blieb nun beim Fenster, in die Rumpelkammer wagte er nicht zu gehen und nach Hause gehen wollte er auch nicht. Es war ein kleiner viereckiger Hof, in den er hinunter sah, ringsherum waren Büroräume untergebracht, alle Fenster waren jetzt schon dunkel, nur die obersten fingen einen Widerschein des Mondes auf K. suchte angestrengt mit den Blicken in das Dunkel eines Hofwinkels einzudringen, in dem einige Handkarren ineinandergefahren waren. Es quälte ihn, daß es ihm nicht gelungen war, das Prügeln zu verhindern, aber es war nicht seine Schuld, daß es nicht gelungen war, hätte Franz nicht geschrien – gewiß, es mußte sehr weh getan haben, aber in einem entscheidenden Augenblick muß man sich beherrschen – hätte er nicht geschrien, so hätte K., wenigstens sehr wahrscheinlich, noch ein Mittel gefunden, den Prügler zu überreden. Wenn die ganze unterste Beamtenschaft Gesindel war, warum hätte gerade der Prügler, der das unmenschlichste Amt hatte, eine Ausnahme machen sollen, K. hatte auch gut beobachtet, wie ihm beim Anblick der Banknote die Augen geleuchtet hatten, er hatte mit dem Prügeln offenbar nur deshalb Ernst gemacht, um die Bestechungssumme noch ein wenig zu erhöhen. Und K. hätte nicht gespart, es lag ihm wirklich daran, die Wächter zu befreien; wenn er nun schon angefangen hatte, die Verderbnis dieses Gerichtswesens zu bekämpfen, so war es selbstverständlich, daß er auch von dieser Seite eingriff. Aber in dem Augenblick, wo Franz zu schreien angefangen hatte, war natürlich alles zu Ende. K. konnte nicht zulassen, daß die Diener und vielleicht noch alle möglichen Leute kämen und ihn in Unterhandlungen mit der Gesellschaft in der Rumpelkammer überraschten. Diese Aufopferung konnte wirklich niemand von K. verlangen. Wenn er das zu tun beabsichtigt hätte, so wäre es ja fast einfacher gewesen, K. hätte sich selbst ausgezogen und dem Prügler als Ersatz für die Wächter angeboten. Übrigens hätte der Prügler diese Vertretung gewiß nicht angenommen, da er dadurch, ohne einen Vorteil zu gewinnen, dennoch seine Pflicht schwer verletzt hätte, und wahrscheinlich doppelt verletzt hätte, denn K. mußte wohl, solange er im Verfahren stand, für alle Angestellten des Gerichts unverletzlich sein. Allerdings konnten hier auch besondere Bestimmungen gelten. Jedenfalls hatte K. nichts anderes tun können, als die Tür zuschlagen, obwohl dadurch auch jetzt noch für K. durchaus nicht jede Gefahr beseitigt blieb. Daß er noch zuletzt Franz einen Stoß gegeben hatte, war bedauerlich und nur durch seine Aufregung zu entschuldigen.
In der Ferne hörte er die Schritte der Diener; um ihnen nicht auffällig zu werden, schloß er das Fenster und ging in der Richtung zur Haupttreppe. Bei der Tür zur Rumpelkammer blieb er ein wenig stehen und horchte. Es war ganz still. Der Mann konnte die Wächter totgeprügelt haben, sie waren ja ganz in seine Macht gegeben. K. hatte schon die Hand nach der Klinke ausgestreckt, zog sie dann aber wieder zurück. Helfen konnte er niemandem mehr, und die Diener mußten gleich kommen; er gelobte sich aber, die Sache noch zur Sprache zu bringen und die wirklich Schuldigen, die hohen Beamten, von denen sich ihm noch keiner zu zeigen gewagt hatte, soweit es in seinen Kräften war, gebührend zu bestrafen. Als er die Freitreppe der Bank hinunterging, beobachtete er sorgfältig alle Passanten, aber selbst in der weiteren Umgebung war kein Mädchen zu sehen, das auf jemanden gewartet hätte. Die Bemerkung Franzens, daß seine Braut auf ihn warte, erwies sich als eine allerdings verzeihliche Lüge, die nur den Zweck gehabt hatte, größeres Mitleid zu erwecken.
Auch noch am nächsten Tage kamen K. die Wächter nicht aus dem Sinn; er war bei der Arbeit zerstreut und mußte, um sie zu bewältigen, noch ein wenig länger im Büro bleiben als am Tag vorher. Als er auf dem Nachhausewege wieder an der Rumpelkammer vorbeikam, öffnete er sie wie aus Gewohnheit. Vor dem, was er statt des erwarteten Dunkels erblickte, wußte er sich nicht zu fassen. Alles war unverändert, so wie er es am Abend vorher beim Öffnen der Tür gefunden hatte. Die Drucksorten und Tintenflaschen gleich hinter der Schwelle, der Prügler mit der Rute, die noch vollständig ausgezogenen Wächter, die Kerze auf dem Regal, und die Wächter begannen zu klagen und riefen: »Herr!« Sofort warf K. die Tür zu und schlug noch mit den Fäusten gegen sie, als sei sie dann fester verschlossen. Fast weinend lief er zu den Dienern, die ruhig an den Kopiermaschinen arbeiteten und erstaunt in ihrer Arbeit innehielten. »Räumt doch endlich die Rumpelkammer aus!« rief er. »Wir versinken ja im Schmutz!« Die Diener waren bereit, es am nächsten Tag zu tun, K. nickte, jetzt spät am Abend konnte er sie nicht mehr zu der Arbeit zwingen, wie er es eigentlich beabsichtigt hatte. Er setzte sich ein wenig, um die Diener ein Weilchen lang in der Nähe zu behalten, warf einige Kopien durcheinander, wodurch er den Anschein zu erwecken glaubte, daß er sie überprüfe, und ging dann, da er einsah, daß die Diener nicht wagen würden, gleichzeitig mit ihm wegzugehen, müde und gedankenlos nach Hause.
Die Reichen und Superreichen lassen sich diesen Aufstand des Mobs nicht gefallen. Und das bürgerliche Lager – egal ob links, rechts oder mittig – fungiert als Systemerhalter unter anderem in den Medien und der Politik.
Bei allen Opfern, bei allem Einsatz: Es wird sich leider nichts ändern. Aber man kann – man muss – der herrschenden (neoliberalen) Elite und deren Systemerhaltern in Medien, Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur das Leben möglichst schwer machen. Ihnen den ehemals so schönen Ausblick aus dem Elfenbeinturm richtig schön vermiesen. Das ist das realistischste Ziel.
Die Gelbwesten machen es den Eliten schwer. Sie haben sie gezwungen, ihr wahres Gesicht zu zeigen, und das ist unfaßbar grausam.
Endlich mal jemand, der mich versteht.
Wohl auch „Robert Kurz“ gelesen… 😉
Nochmal was zu früher war mehr Lammetta.
Ich glaube ernsthaft, das die 70er das beste Jahrzehnt seit Anbeginn der Menschheit war.
Ganz sicher nicht für alle und auch bestimmt nicht perfekt.
So gab es aber damals eine, wenn auch wirklich geringe berechtigte Hoffnung auf ein besseres Leben.
Allein schon musiktechnisch meisterhaft in Jazz und Rock..was will man mehr?
Mich irritiert dabei nur, dass ausgerechnet die Nachdenkseiten, die ja bekanntlich zum staatstragenden linksliberalen Spektrum zählen (weil sie den Staat erobern, nicht abschaffen wollen), sich über derartige Missbräuche des staatl. Gewaltmonopols echauffieren. Sind sie doch selber Verfassungspatrioten mit Anerkennung desselben. Insofern besteht ihr Tagesgeschäft ja auch immer wieder in der Diskriminierung und Verachtung von Autonomen, Antifa und all denjenigen, die in Deutschland Militanz auf die Strasse bringen.
Bei der Nachbetrachtung des G20-Ereignisse nahmen die Autoren der NDS auch nicht konkret Stellung sondern sehen Manipulationen durch agent provokateurs. Im übrigen beklagt der Autor hauptsächlich das Verschweigen der staatl Gewaltexzesse durch die deutschen Medien. Zur Legitimation kollektiver Notwehr gegen den Missbrauch des staatl. Gewaltmonopols kein Wort.
Typisch ist auch die Gleichsetzung verletzter Demonstranten mit den paramilitärisch ausgerüsteten Polizisten, die sich doch freiwillig für diesen Job entscheiden konnten und anders, als vielleicht ein Busfahrer, mit Verletzungen rechnen müssen. Klar ist auch nicht, wieviel Polizisten durch friendly fire beim Tränengaseinsatz etc. von Kollegen verletzt wurden.
Statt der Menschenrechte, die ohnehin nur großlippig und salbungsvoll erklärt,
wäre eine repressionsfreie Einhaltung jedweder Bürgerrechte wünschenswert.
Ich verabschiede mich einstweilen in ein Heilschweigen.
ich sag jetzt auch nix mehr
Dito
„Heilschweigen“ gefällt mir gut, klingt so schön neumodisch esoterisch.
In etwas so, als wenn man dadurch igendeinen Vorteil generieren könnte, der sich dann aber doch als Nachteil erweißt, weil man irgendwann feststellt, das man einfach sowieso schon viel zu lange das Maul gehalten hat, aber es nun leider doch zu spät ist.
Zu den Nachdenseiten gibt es eigentlich nicht viel zu berichten.
Bis auf ein paar wirklich gute Analysen und Berichte, tun sie sich immer sehr schwer was Konklusionen betrifft.
Vor allem wenn es um Ursachen geht, haben sie große Schwierigkeiten Roß und Reiter zu benennen.
Mit den Symptomen hingegen fällt es ihnen leicht, ähnlich wie im Fall des Käpt’n Blaubärs anlässlich dieses Filmdingens sich zu echauffieren.
@ Publicviewer,
ein wirklich guter Kommentar von Dir!
Was die Symptome betrifft, so gibt es davon unendlich viele. Und wenn sich keine Bombe ins eigene „Wohnzimmer“ verrirt, so gibt es keinen vernünftigen Grund, darüber nicht auch in den nächsten zwanzig Jahren zu berichten.
Vorausgesetzt, dass die neue Volkskrankheit Alzheimer einen verschont.
Was deren Analysen betrifft, so sind die für mich in dem alten sozialdemokratischen Milieu steckengeblieben,
das „unbedingt auch sympathisch soziale Gerechtigkeit einfordert“, obwohl sich die prlamentarische Linke davon schon lange verabschiedet hat.
Fatal wird es dann, wenn sie in ihrer Staats-und Parteifixierung die sozialen Zumutungen als Resultat einer falschen Politik kritisieren und nicht thematisiert wird , dass da in der Politik nicht etwa alles falsch läuft, sondern so wie es läuft, eben alles richtig gemacht wird,.
Und weil so gerne über die Menschrechte philosophiert wird: Gibt es da nicht in einem Staat auch jedemenge Pflichten? Z.B. ab Geburt die unbeschränkte Steuerpflicht usw..
Wenn hier Heilfasten angesagt ist, so werde ich die Gelegenheit für therapeutische Selbstgespräche nutzen
Falls noch jemand den allgemeinen Überblick über alles wagen möchte.
Die Rhetorik des Schweigens kann man u.a. hier bestellen:
https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Christiaan-L-Hart-Nibbrig+Rhetorik-des-Schweigens-Versuch-%C3%BCber-den-Schatten-literarischer-Rede/id/A02ieW9a01ZZ8
Ich bin jetzt erstmal 9 Stunden nicht zu sprechen… 😉
@Sledgehammer,
ich kannte Heilfasten und Heilschlaf, aber Heilschweigen ist mir neu. Klingt gut und sinnvoll. Bin dann mal weg. 🙂
Als Menschen haben wir im Gegensatz zu einigen Tierarten mit sehr differenzierter Körpersprache in erster Linie unser Sprache (verbal und in Schriftform) um zu kommunizieren. Nancy Henley geht in ihrem Buch „Körperstrategien“ sogar so weit, dass sie das Schweigen als eine Form der Gewalt durch Sprache bezeichnet, nämlich immer dann, wenn mein Gegenüber eine Antwort erwartet. In Beziehungen wird das Ignorieren des Partners gern durch tagelanges Schweigen und Verweigerung jeglicher Diskussion als Druck- oder Repressionsmittel benutzt.
Wegsehen, Nichteinmischung sind nun mal historisch auch negativ belastet. Das andere Extrem ist die verbale Inkontinenz. Albrecht Müller empört sich zu Recht über das Schweigen der deutschen Presselandschaft zu den Brutalitäten in FR.
Schweigen ist angesagt bei Kino- und Theaterveranstaltungen, im Rahmen der Verschwiegenheitspflicht und beim Zeugnisverweigerunsrecht und bei den tausenden von stillen Mitlesern in Kleinbloggersdorf ;-).
Schöne Aussichten:
“ Vielleicht ist das schon der Anfang vom Ende der Republik und der Beginn eines größeren Aufbegehrens. Und was für ein Potential, welche Möglichkeiten gibt es, wenn weitere Teile der Beherrschten, wenn die Banlieues sich irgendwann dem Aufstand anschließen und auch die Gewerkschaften? Dann werden Möglichkeiten konkret, die man sich seit Jahrzehnten nicht vorstellen konnte. Dann müssen alle Träumer aufwachen, dann heißt es wachsam sein, denn dann wird der Staat die Ordnung nicht mehr herstellen können.“
Quelle: https://www.jungewelt.de/artikel/348209.frankreich-das-gespenst-tr%C3%A4gt-gelb.html
„dann wird der Staat die Ordnung nicht mehr herstellen können.“
Was für eine Ordnung und wessen Ordnung?
Diese:
„Die buergerliche Gesellschaft dementiert
das Versprechen ihres historischen Kampfes gegen den
Feudalismus, sie revidiert das Versprechen der Aufhebung von
Herrschaft durch den Verein freier Buerger: Nur das Ende
persoenlicher Willkuer soll gemeint gewesen sein. Fortschritt also
bedeutete Anonymisierung von Herrschaft, ihre Verwandlung in
‚Sachnotwendigkeiten‘ der gesellschaftlichen Reproduktion.
Herrschaft also wurde aufgehoben, um sie zu verewigen.“
„Anstelle des guten Lebens, das Arbeit ermoeglichen sollte, tritt
endlose Arbeit noch ohne Hoffnung auf Heimzahlung durchs
jenseits; anstatt Luxus und Genuss zu verallgemeinern, zerstoert
die losgelassene Produktion die Faehigkeit, Genuss und Barbarei zu
unterscheiden: “
Zitiert nach ISF-Freiburg
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