Julia Klöckner zeigt eine geradezu unerträglich Dienstfertigkeit gegenüber den Finanzstarken und wirtschaftlich Mächtigen. Wie ein Kind, das von Erwachsenen gelobt wird, arbeitet sie gehorsam für Landwirtschaftsverbände und Lebensmittelkonzerne. Braves Mädchen.
Email von foodwatch:
„Julia Klöckner hat ein Video gemacht und im Internet verbreitet. Es ist hübsch anzusehen. Unsere Bundesernährungsministerin steht gemeinsam mit einem sympathischen Herrn mittleren Alters vor der Kamera, die beiden scheinen sich zu mögen. Wer der freundliche Herr neben ihr ist? Marc-Aurel Boersch, der Deutschland-Chef von Nestlé, dem größten Lebensmittelkonzern der Welt.
Gemeinsam erklären sie, wie wichtig es ihnen ist, Salz, Fett und Zucker in Fertiglebensmitteln zu reduzieren. Man hilft sich gegenseitig, so scheint es. Die Zuschauer erfahren nur Positives über Frau Klöckners Politik – und über Nestlé. Wie viel Zucker der Konzern in seinen Produkten bereits reduziert habe, welche Ziele es noch gebe. Kritische Anmerkungen, die einer Ernährungsministerin zu Nestlé schon einfallen könnten? Fehlanzeige!
Das Video hat hohe Wellen geschlagen, weil es bezeichnend ist: Für ein Ministerium, das seit langem ganz bewusst mit der Industrie paktiert statt mit den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Diese unverhohlene Nähe einer Ernährungsministerin zur Wirtschaft zeigt, wie wichtig eine unabhängige Stimme der Verbraucherinnen und Verbraucher ist. Genau das wollen wir bei foodwatch sein! Schließen Sie sich uns an und werden Sie
Viel Kritik gibt es seit dem Nestlé-Video an Frau Klöckner. Von „Schleichwerbung“ ist die Rede, von einer unangemessenen Nähe. Selbst die konservative FAZ warf Frau Klöckner Industrielobbyismus vor. Doch anstatt sich mit den Reaktionen ernsthaft auseinanderzusetzen, beschimpfte sie ihre Kritiker auf Twitter als „Hatespeaker“, als Hass-Redner. Was bitteschön ist das für ein Verständnis von Politik und Demokratie?
Doch es geht mir nicht so sehr um dieses eine Video, liebe foodwatch-Interessierte. Schließlich ist Frau Klöckner eine Art „Wiederholungstäterin“: Sie hat schon öffentliche Elogen auf den Chemie- und Pestizidkonzern BASF gehalten und wirkte dabei wie ein Fan. Sie war sich nicht zu schade, als „Bierbotschafterin“ das Werbemaskottchen der Brauer-Lobby zu geben. Und sie ist als Landwirtschaftsministerin Mitglied der Landfrauen, eines landwirtschaftlichen Interessenverbandes – für dessen Themen sie kurz nach Amtsantritt ein eigenes Referat in ihrem Ministerium eingerichtet hat. Man kann die Arbeit der Landfrauen mögen und dennoch kritisch sehen, wie die Ministerin ihr Amt ausübt.
Genau darum geht es mir: um das Politik- und Amtsverständnis. Darum, dass eine solch unkritische Nähe zur Wirtschaft offenbar gar nicht mehr in Frage gestellt wird – und am Ende vor allem wir Verbraucherinnen und Verbraucher das Nachsehen haben. Wir bei foodwatch meinen: Eine Ministerin darf sich nicht als Dienstleisterin der Unternehmen verstehen. Sie ist dem Allgemeinwohl verpflichtet – und nicht den Interessen der Konzerne! Wenn Sie das auch so sehen, dann unterstützen Sie bitte unseren Einsatz für eine unabhängige Ernährungs- und Agrarpolitik – als Förderer/Förderin von foodwatch!
Dass – und zwar nicht nur in kleinen Internetvideos – Frau Klöckner Konzerne kritiklos als „Partner“ behandelt, ist leider kein Einzelfall. Dieses Rollenverständnis hat schwerwiegende Folgen. Nur fünf Beispiele:
1. Die „Reduktionsstrategie“ für Zucker, Fett & Co. bestand für Frau Klöckner von Anfang an darin, die Hersteller lieb zu bitten, ob sie nicht ihre Rezepturen FREIWILLIG (!) ändern mögen. Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft fand das so vage, dass sie das Begleitgremium von Frau Klöckner unter Protest verlassen hat. Maßnahmen gegen die Interessen der Unternehmen plant die Ministerin nicht – noch nicht einmal Werbebeschränkungen bei kleinen Kindern oder eine verständliche Nährwertkennzeichnung mit Ampelfarben.
2. Ganz im Interesse von Schlachtkonzernen und Bauernverband stimmte Frau Klöckner zu, dass die betäubungslose Kastration von Ferkeln noch weitere zwei Jahre erlaubt bleibt – obwohl ein Verbot der grausamen Praxis schon 2013 beschlossen worden war und Handel, Schlachthöfe und Landwirte mehr als fünf Jahre Zeit hatten, sich darauf einzustellen.
3. Nun sollen Schweinehalter auch noch bis zu 17 Jahre (!!) Zeit bekommen, bevor sie die quälend engen „Kastenstände“ für Muttersauen vergrößern müssen – dabei hatte ein Gerichtsurteil die kleinen Käfige bereits 2016 als Gesetzesverstoß verurteilt.
4. Weil die Lebensmittelkontrollbehörden viel zu wenig Personal haben, fallen Tausende von vorgeschriebenen Hygienekontrollen einfach aus. Der Vorschlag von Frau Klöckner dazu? Mehr Personal? Nein, im Gegenteil: Es sollen einfach weniger Kontrollbesuche vorgegeben sein!
5. Bei der Zulassung von Pestiziden mit und ohne Glyphosat setzten sich die Frau Klöckner unterstellten Behörden über die Bedenken von Umweltbundesamt oder Krebsforschern hinweg – zur Freude von Bayer-Monsanto & Co. Erst im März wurden 18 neue Pflanzenschutzmittel zugelassen, darunter auch eines mit dem umstrittenen Glyphosat!
Liebe foodwatch-Interessierte, natürlich müssen Ministerinnen mit Unternehmen und Verbänden reden. Daran ist nichts auszusetzen. Aber es ist nicht ihre Rolle, sich mit wirtschaftlichen Interessen gemein zu machen! Nestlé, Monsanto oder der Verband der Schweinehalter sind keine „Partner“, sondern Unternehmen mit Interessen, denen Frau Klöckner mit kritischer Distanz begegnen sollte. Wenn Sie das auch so sehen, unterstützen Sie bitte unsere Arbeit – als Förderer/Förderin von foodwatch!
Was wir tun können? Wir können unabhängig recherchieren und öffentlich Stellung beziehen. Wir können Lobby-Einflüsse sichtbar machen und Position für die Anliegen der Verbraucherinnen und Verbraucher ergreifen. Wir können selbst dazu beitragen, dass UNSERE Interessen für sichere, gesunde Lebensmittel nicht unter die Räder geraten, weil alles nach der Pfeife der Konzerne tanzt.“
„3. Nun sollen Schweinehalter auch noch bis zu 17 Jahre (!!) Zeit bekommen, bevor sie die quälend engen „Kastenstände“ für Muttersauen vergrößern müssen – dabei hatte ein Gerichtsurteil die kleinen Käfige bereits 2016 als Gesetzesverstoß verurteilt.“
Und? Haben die Richter der kleinen Käfige nach 3 Jahren noch einmal nachgehakt, ob ihr Gerichtsurteil eingehalten wurde? Unabhängige Justiz halt, gel?
Hallo Klaus Baum,
ist es möglich, dass „wir“ in dem Sumpf der bürgerlichen Gesellschaft restlos verschlissen werden, indem wir uns an jede dieser bürgerlichen Schweinereien anheften und sie auch noch kommentieren. Gerade im Bereich der industriellen Landwirtschaft und Nahrungsmittelherstellung, wie oft habe ich mir da schon den A..ch aufgerissen um letztendlich zu resignieren.
Das ist jetzt keine Kritik am Klaus Baum, sondern an diesen unendlichen und so verschleissenden Wiederholungen. Nur noch als kleiner bescheidener zu vernachlässigender Einschub: Die industrielle Landwirtschaft ist auch Teil der deutschen Exportoffensive. Was in Deutschland nur noch zur Entsorgung taugt, das lässt sich woanders noch gut verkaufen.
Troptard: „Was in Deutschland nur noch zur Entsorgung taugt, das lässt sich woanders noch gut verkaufen.“
Gutes Beispiel für strukturellen Rassismus.
Ich frage mich nur, wie solche ethisch verwahrlosten Figuren immer wieder nach „oben“ gespült werden.
Es lässt sich vor allem deswegen gut verkaufen, weil es quer subventioniert wird. Von Deutschland genauso, wie von der EU.
Neben Glyphosat, was kommt denn nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch im heimischen Schrebergarten an? Werden alte Saatkulturen gefördert? Nein, da steht ebenfalls Monsanto auf dem Plan, bzw. an den Tütchen, die rund um die Parzelle hängen.
OT:
Der Staat! Dein Freund und Helfer?
„Betreutes Denken und Leben“ und damit die Infantilisierung der Bürger schreiten voran
Trotz aller Antipathie gegenüber dem Nationalstaat setzt heute das links-grüne Milieu voll auf ihn, wenn es um die Erziehung der Bürger zu besseren Menschen gehen soll – aber ebenso das rechtskonservative Lager zur Bewältigung von Migrations- und Beliebigkeitskrisen. Beide weisen der Verwaltung neue und mehr Aufgaben zu. Staaten, genauer: die staatliche Verwaltung, die Bürokratie, werden dabei emotional positiv als eine Art guter Freund der Bürger gesehen.“
https://www.heise.de/tp/features/Der-Therapiestaat-die-moderne-Paternalismus-Maschine-4424413.html
Ich mach mal ganz auf unverbindlich und treffe möglicherweise damit sogar den Nerv der hier Mitlesenden:
Über das Wetter zu reden, kann durchaus sehr spannend sein zumal dann, wenn es aus dem Süden von Frankreich, aus dem Mittelmeerraum kommt:
Vorherrschende Wetterlage von Freitag bis Pfingstmontag: Gewitter mit regional starken Regenfällen, teilweise sonnige Abschnitte, Temperaturen zwischen 17 und 23 Grad. Für die Jahreszeit zu kühl, aber sicher bald wieder für die Jahreszeit zu warm und… .
In berlin ist es viel zu heiß. Liegt vielleicht am Jetstream, der aufgrund der warmen Winter in Sibirien irgendwie nicht mehr funktioniert.
@ Ulli,
habe heute von den Unwettern in Bayern gelesen. Das ist nicht das, was ich mir hier wünsche.
Und auch heute wieder stark bewölkt mit Regen und max. 17 Grad.
Ich mag es zwar gerne etwas wärmer mit viel Sonne, wegen der Durchblutung und der Stimmung, will mich aber nicht beklagen.
Salut!
Habt ihr Lust zu lesen?
Mal aus einer anderen Perspektive, die sich mehr an den gesellschaftlichen Widersprüchen orientiert und diese nicht gleich in den grossen Menschheitsfragen beerdigt.
„Kann ein Green New Deal den Klimawandel aufhalten?“
https://www.akweb.de/ak_s/ak649/14.htm
Um die Frage der altautonomen aufzugreifen: Der ganz normale Mensch ist keineswegs daran interessiert, in Richtung dieses „oben“ gespült zu werden, während genau die Knallchargen, die dort zu finden sind, alles daran gesetzt haben, dorthin zu kommen.
Der eine verstand sich primär als „Genosse der Bosse“ oder wahlweise als „Autokanzler“; die andere pflegte ein temporäres inniges Verhältnis zu einem ackernden Bankmanager; und nun also Frau Klöckner in einer dienlichen wie dienstbaren Außendarstellung.
Legion zählend jene, die Lobbyismus weniger ostentativ betreiben.
Ob das weithin unfokussierte Publikum bei derlei öffentlicher Gefallsucht aufmerkt, bewegt das Gesehene reflektiert und mehrheitlich eine Handlungsoption daraus ableitet, darf bezweifelt werden.
Gemeinhin sediert die tägliche Bilderflut und allein Extremes und Neues erzielt Aufmerksamkeitssekunden.
Um an die Frage des altautonomen anzuknöpfen wie solche „ethisch verwahrlosten Figuren immer wieder nach oben gespült werden.“
Na ja! Dann müsste daran auch die Frage anschliessen, wer solche immer wieder nach oben spült. Und da reicht es sicherlich nicht aus nur allein auf die Sozzen zu schauen.
Vielleicht sind die, welche „die da“ immer wieder nach oben spülen ja selber bereits verwahrlost, weil sie weitgehend nicht mehr wahrnehmen, das ihnen die parlamentarische Demokratie inzwischen keine Interessenpolitik mehr anbietet, sondern nur die Wahl zwischen unterschiedlichen Sachzwängen im nationalen oder gleich im Interesse der gesamten Menschheit.
Da wirkt es doch schon mehr als peinlich , wenn man versucht in die Niederungen der Sozialpolitik herab zu steigen und dadurch die grossen Themen stört.
Das Funkenmariechen tanzt fröhlich auf dem Vulkan…
In Anlehnung an Skakespeare:
Stets von Übel ist, wenn Macht sich vom Gewissen trennt.
Es sind der Menschenverächter mit menschelnder Fassade zu viele..
Ein Name, den man sich nicht unbedingt merken muss: Thorsten Schäfer-Gümbel
„SPD-Chef greift Grüne im Tagesspiegel hart an !
Der kommissarische SPD-Vorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel hat die Grünen scharf angegriffen und ihnen wie der AfD eine Verkürzung von Politik vorgeworfen.
„Die Grünen versuchen im Moment, alles Elend dieser Welt zu reduzieren auf die Frage des Klimawandels“, sagte Schäfer-Gümbel in einem Interview mit dem Tagesspiegel.
„Den in Umfragen enteilten Grünen warf Schäfer-Gümbel vor, die soziale Frage in Deutschland sei ihnen „schnurzegal“. “
Das sagt ausgerechnet wer aus welcher Partei? Dadurch, dass der Vorwurf von einem Sozzen kommt wird er zwar nicht falsch, müsste von ihm allerdings ergänzt werden durch den Zusatz “ Wie der SPD übrigens auch“.
Und wäre es nicht die SPD, wenn sie ihre Kritik nicht gleich wieder entschärfen würde, um gleich einzuknicken, wenn der erste Gegenwind bläst und dann ablassen muss, dass die Grünen eine wichtige Stütze der Demokratie sind. Nun hat er ja nicht abgesondert, die Grünen wären wie die AfD, sondern nur den Vergleich zu einer Verkürzung von Politik auf ein einzelnes Thema.
Aber so läuft das nun mal unter ehemaligen Freunden, wenn sie voneinander zuviel wissen, was nicht nicht unbedingt wieder aufgewärmt werden soll und die Wege sich trennen.
Beide Parteien sind für mich absolute Parteien des Kapitals. Die SPD hat nur noch nicht den Anschluss an den „Green New Deal“ gefunden wie die Grünen.
@troptrad, dein text
gefällt mir.
@ Klaus Baum
Danke! Dann gefällt er mir auch.
„Fürs Protokoll: Zwei Grüne bei der Bundeswehr
Vor zwei Tagen haben die Grünen-Abgeordneten Cem Özdemir und Tobias Lindner in der FAZ einen Gastbeitrag unter der Überschrift veröffentlicht Warum grüne Außenpolitik die Bundeswehr braucht (leider hinter Paywall und deshalb nicht frei zugänglich). Jetzt haben die beiden Parlamentarier auch praktisch nachgelegt: Auf Instagram zeigten sie sich am (gestrigen) Donnerstag im Bundeswehr-Flecktarn als Oberleutnante – offensichtlich vorläufiger Dienstgrad – in Munster.
https://augengeradeaus.net/2019/06/fuers-protokoll-zwei-gruene-bei-der-bundeswehr/
Hallo Klaus ,
Der Reinhardswald war die letzte Arbeitsstelle meines Schwiegervaters als Oberforstdirektor
„UNFASSBAR!
Hessens größtes zusammenhängendes Waldgebiet soll zum Wind-Industriegebiet werden. Gemeint ist der Naturpark Reinhardswald, der auch als „Schatzhaus der europäischen Wälder“ bezeichnet wird.
Insgesamt sind etwa 2000 Hektar (= 20 Millionen m²) im tausendjährigen Reinhardswald für die Bebauung mit Windanlagen ausgewiesen worden. Der massive Widerstand der betroffenen Bürger wird von der Landesregierung ignoriert. Die Natur Aller fällt der Profitgier Einzelner zum Opfer. Die ersten 20 Großwindanlagen (siehe Karte) sind konkret geplant, das Genehmigungsverfahren steht unmittelbar bevor.
Und das wäre erst der Anfang: Insgesamt könnten mehr als 50 Anlagen auf 7 großen Flächen gebaut werden.“
https://rettet-den-reinhardswald.de/
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