Öffentlich

Ich hatte hier in meinem letzten post als beispiel für ein objekt der wahrnehmung – zunächst generell – die skulptur gewählt und ich möchte hinzufügen, dass je komplexer die skulptur ist, die wahrnehmungen von ihr um so stärker voneinander abweichen werden. ich möchte erneut auf die videos der 53 schauspieler zu sprechen kommen. ich habe einst in den 70ern an der uni hamburg bei karl-robert mandelkow an einem seminar über goethes wahlverwandschaften teilgenommen. gegenstand dieser veranstaltung war auch die rezeption von goethes roman. er fiel durch, die pietisten waren entsetzt, denn goethe beschreibt eine beischlafszene, in der die partner an die personen denken, die sie wirklich lieben. eduard stellt sich vor, er schlafe mit ottilie, und charlotte, sie schlafe mit dem leutnant. es gab seitens der frommen einen „shitstorm“ gegenüber goethe. überdauert hat die zeiten die qualität und nicht der ideologisch vebohrte spießer. ich unterstelle den schauspielern, dass sie corona für sehr gefährlich halten und dass dagegen etwas getan werden muss; zur kritik stand nicht dies, sondern die herumstümperei der regierung in kombination mit ihrer überheblichkeit. die videos haben bei mir eine erleichterung bewirkt, ein aufatmen. wie darauf reagiert wurde, hat mir die kehle zugeschnürt. das problem sind nicht die videos, sondern die intoleranz der tonangebenden, ihr wille, nichts anderes zuzulassen. nur den eigenen auschnitt wahrgenommener realität zu dulden.