Götz Aly: Das Gespenst der Krise


Es sind die sozialen Wohltaten, aus denen die Schulden der europäischen Staaten hauptsächlich rühren.(Götz Aly mit seiner Frau)

Zuerst nannte man die Euro-Krise eine Banken-Krise. Dann redete man sich ein, irgendwelche Finanzgespenster wollten den Kontinent ins Unglück stürzen. Mittlerweile heißt das Problem etwas genauer Staatsschuldenkrise. Allerdings wird auch mit dieser Formel die Antwort auf die Frage vermieden, woher die dramatisch überhöhten Schulden kommen. Politiker türmten sie nicht auf, um Bankern und Kapitalisten das Maul zu stopfen, sondern um Millionen einfachen Leuten das Leben zu versüßen, um ihnen die Härten der Anpassung zu ersparen, die ein global gewordener Wettbewerb erfordern würde. Es sind die sozialen Wohltaten, aus denen die Schulden hauptsächlich rühren, längst nicht mehr Militärausgaben oder Wirtschaftssubventionen.
Quelle: FR

Anmerkung des Nachdenkseitenlesers S.H.: So lupenrein neoliberal mag wohl nicht einmal mehr die FDP daher kommen. Aber Vorsicht – das ist nicht nur ideologische Verbohrtheit oder Zynismus. Vielmehr klinkt sich Aly in die Kampagne zum Rückbau des Sozialstaates ein. Damit dies “einleuchtet”, müssen die Opfer – hier die sozial Bedürftigen – zu Schuldigen umdefiniert werden. Das ist ja nicht neu, gerade in Deutschland. Sollte ein Historiker eigentlich wissen. Aly handelt also nicht fahrlässig, sondern vorsätzlich.

Ergänzende Anmerkung Wolfgang Lieb: Götz Aly gehört zu den Vertretern meiner Generation, die nicht radikal genug von links unten gestartet sind und dann als Zyniker bei den Rechtsliberalen gelandet sind.
Das zeigte sich nicht zuletzt darin, dass er die 68er-Studentenbewegung mit der NS-(Jugend-)Bewegung gleichsetzte und damit auf die Totalitarismus-Ideologie (rot = braun) einschwenkte. (Hinweis Ziffer 14). Der ehemals Linke ist zu einem fanatischen Sozialstaatsgegner geworden, der selbst die FDP noch rechts überholt.

Nachricht an ALy von Eva Ernst: Götz Aly, Sie asozialer Herrenmensch! Von Ihnen habe ich noch ein Buch in meinen Regalen, das fliegt jetzt in hohem Bogen in den Papiermüll. Und wenn Sie in Zukunft im TV zu sehen und zu hören sind, dann schalte ich augenblicklich weg!

http://www.nachdenkseiten.de/?p=13750#h16

PS.: Es gibt eine alte Fabel, die uns bewußt macht, dass wir oft genug nur deshalb eine große Klappe riskieren, weil wir wie ein Rabe auf einem hohen Dach sitzen, das es uns erst ermöglicht, über den Fuchs dort unten zu lästern.

Aly sitzt wie eine Made im Speck und möchte den Aussortierten die Härte des Lebens empfehlen. Aly gehört zu jenen, die nachtreten, wenn Menschen auf die Straße gesetzt werden.

Mir fällt gerade wieder jenes Programm von Georg Schramm ein, das den Titel trug:

Thomas Bernhard hätte geschossen. Click to enlarge.