>>Zahlen sind relativ. Die DDR hatte 16 Millionen Einwohner, circa 15Millionen Menschen haben Olaf Scholz zum Kanzler gewählt, aber in der offiziellen Sprachregelung der Coronakrisenmanager wird bei den derzeit 20 Millionen Ungeimpften immer noch von einer kleinen, rechtsradikalen Minderheit gesprochen, der man mit der vollen Härte des Rechtsstaates begegnen müsse. Zivilcourage wird zur Tarnung einer staatlich protegierten Ausgrenzung eines beträchtlichen Teils der Bevölkerung, der sich offensichtlich trotzig weigert dem immer strenger werdenden Diktat der Regierung zu folgen. Die Corona Strategie der Bundesregierung geht schon seit langem schief und sie wird immer paradoxer. Wechselnden Regelungen zwischen Zuckerbrot und Peitsche werden kaum nachvollziehbare Lockerungen entgegengesetzt. Die Verkürzung der Quarantäne ist angesichts der rapide steigenden Omikronzahlen schwer zu rechtfertigen. Sie ist der durchschaubar verzweifelte Versuch, den Zusammenbruch des Systems, den man durch die willkürlichen Stilllegungen in der Vergangenheit provoziert hat, zu vermeiden. Während Grundrechte immer mehr eingeschränkt werden, grassiert andernorts eine furchterregende Lässigkeit mit den Annehmlichkeiten einer fragilen Illusion von Freiheit. Das Narrativ von der Pandemie der Ungeimpften ist schon lange nicht mehr haltbar. Es hat inzwischen ausgedient. Der Sündenbock hat keine Hörner mehr, an denen man ihn packen kann.

Auch die Intensivbettenbelegung ist kein Argument mehr. Es hat sich herumgesprochen, wer die Verantwortlichen für den massiven Abbau und die beschämende Bezahlung des Pflegepersonals sind. Nämlich diejenigen, die jetzt in der Verantwortung stehen, es besser zu machen. Aber sie zeigen lieber mit dem Finger auf andere und mahnen weiter gebetsmühlenartig vor der Katastrophe. Es zählt nur noch das Denken in Menetekeln und nicht mehr das Abwägen zwischen Risiko und Nutzen in verantwortungsvoller Voraussicht. Der öffentliche Druck der Überängstlichen wird zur, als Vernunft deklarierten Richtlinie für Entscheidungen, die keiner mehr nachvollziehen kann. Während Geimpfte in Berlin und Köln unbeschwert Parties feiern, dürfen in Baden Württemberg und Hamburg nur noch Geboosterte und Getestete am öffentlichen Leben teilnehmen. Ungeimpfte leben seit Wochen im Tal der Aussätzigen. Kein Wunder, dass der Unmut in der Bevölkerung wächst. Selten gab es so viele Proteste, deren drohende Radikalisierung Anlass zur großen Sorge geben sollte. Schon jetzt gibt Sleepy Scholz als Kanzler ein desaströses Bild einer Regierung ab, die vorgibt zuwissen was sie tut, in Wirklichkeit aber von einem Schritt zum nächsten stolpert und sich dabei von einer wildgewordenen Meute aus Presse und Pseudoexperten treiben lässt. Dabei gibt es nur noch die Einheitsmeinung einer Nomenklatur aus extrem Gleichgesinnten. Wer anderer Meinung ist, wird beschimpft, ausgegrenzt und diffamiert. Abwägung wird zur Abtrünnigkeit und Zweifel zum Anschlag auf die rationale Vernunft erklärt. Blicken wir auf die Strategien anderer Länder, so sehen wir, dass auch dort eine große Hilflosigkeit mit dem unberechenbaren Virus zu existieren scheint. Das größte Problem bleibt aber, dass es scheinbar keine andere Alternative mehr gibt, als immer mehr Restriktionen und parallel dazu eine durch immer mehr neue Argumente begründete Impfkampagne, deren Erfolg solange fragwürdig bleibt, wie das Virus ihr voraus ist. Denn das Problem liegt offensichtlich nicht ausschließlich darin, dass sich die Menschen aus Unvernunft und vorsätzlich weigern den Vorgaben der Politik zu folgen, sondern darin, dass die Politik durch ihren von Anbeginn wackeligen Kurs ihre Glaubwürdigkeit verloren hat und statt schnelle, pragmatische Lösungen zu finden, je nach Stimmungslage mal das eine dann das andere versprochen hat. Kostenlose Tests abzuschaffen und wieder einzuführen, falsche Freiheitsversprechungen zu geben und dann den Lockdown in Aussicht zu stellen, gebrochene

Wahlversprechen als verzeihlichen Irrtum zu erklären, ungenaue Zahlenverwaltung als Grundlage für drastische Maßnahmen zu akzeptieren, messianische Erlösungshoffnungen und eine am Problem der Zeit vorbeigehende, populistische Diskussion um eine Impfpflicht als Allheilmittel, sind nur einige der Versäumnisse und Fehler, die gemacht wurden. Aber wir soll es jetzt weitergehen? Wollen wir uns von Saison zu Saison hangeln und darauf versteifen, dass es reicht oft genug nachzuimpfen, oder wollen wir zurückkehren zu einer Normalität, in welcher der Umgang mit Epidemien zum Alltag gehört und das Vertrauen in die Vernunft größer ist, als das Misstrauen in die Selbstbestimmung. Also eine Rückkehr zur Normalität in Kauf nehmen, statt den Ausnahmezustand ins Unendliche zu verlängern? Schwere Entscheidung. Uns bleibt dabei nicht viel Zeit. Denn die noch unter der Oberfläche brodelnde Wut auf die aggressive Arroganz der Geretteten wächst und wenn es demnächst nach Verkürzung der Zertifikatsdauer dann auf einen Schlag noch mehr Ungeimpfte geben wird, wird auch die Front derer bröckeln, die jetzt glauben ihre Pflicht erfüllt zu haben und dann merken, dass sie sich damit zu Gunsten ihrer Freiheit auf einen Kuhhandel der pragmatischen Entscheidungen eingelassen haben, der ihnen keine andere Wahl mehr lässt, als das zu tun, was man von ihnen verlangt. Entweder sie behalten ihre Privilegien und leisten unkritischen Gehorsam oder sie wechseln die Seiten für irrationalen Widerstand in Gesellschaft einer unberechenbaren Umgebung von Quergesinnten. Beides wäre ungerecht und fatal.<<