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„wunsch und ziel war es, ein urteilsvermögen zu erlangen, fundiert, ausgestattet, gepolstert, untermauert mit einem umfangreichen wissen der geistesgeschichte, so dass mir so schnell keiner mehr ein x für ein u vormachen konnte.
1968 sagte mir die leiterin der volkshochschule, auf meine frage hin, ob ich nicht mal eine fotoausstellung in der volkshochschule machen könnte: junger mann, ich war damals 25, junger mann, thomas mann hat gesagt, ein meister müsse erst mal in der stille reifen, bevor er an die öffentlichkeit tritt. das ist lediglich ein beispiel dafür, wie die etablierten, die erwachsenen, mit 25 war ich ja noch nicht erwachsen, wie die tonangebenden über einen bestimmten und einen permanent degradierten.
der layouter der katholischen zeitschrift kontraste meinte zu meinen fotos, sie würden außer „klaus baum fotografiert“ nichts sagen. damals fanden sie neusüß gut.
eine redakteurin der zeitschrift hatte meine fotos mitgenommen. wir hatten uns auf einer tagung der evangelischen akademie in hofgeismar getroffen.
ich fühlte mich so um 68, 69, 70 herum wie ein unreifer, substanzloser, unselbständiger nichtskönner, der permanent von redaktionen und werbeagenturen zurückgewiesen wurde. ich hatte keine gegenargumente, aber dafür das gefühl, es stimme mit ihren abweisungen, ihren begründungen für ihre abweisungen etwas nicht, und so entschloss ich mich, philosophie zu studieren, in der absicht, jene geistige eigenständigkeit zu erwerben, die es mir ermöglichte, ihre halbwahrheiten zu durchschauen.
die, von denen man abhängig war, die bestimmten, wer in ihren galerien, museen, volkshochschulen, in ihren agenturen und zeitschriften etwas zeigen durfte, sie waren wie eine hermetische decke, ein hermetisches gestrüpp, das undurchdringlich war. eine decke, die den aufstieg von unten nach oben nicht erlaubte oder dornenhecken, die so undurchdringlich waren wie in dornröschen.
die zurückweisung bei konkret durch stefan aust. poststraße, nähe gänsemarkt.
selbst nach meinem ersten und 2. staatsexamen hielt es der chefredakteur des allgemeinen deutschen sonntagsblattes nicht für nötig, mich zu empfangen. man bekommt so ein gefühl der unqualifiziertheit, der wertlosigkeit. siehe auch schwarze.
oder später breuer.
der meine ansicht über literatur als didaktisch zurückwies. michael krüger jahre später in einemn radiointerview: literatur soll so beschaffen sein, dass man von ihr etwas lernt.
entscheidend ist der gedanke der decke von meinungen, urteilen, abqualifizierungen.
und das bemühen eine eigene urteilsfähigkeit zu erlangen, die einen über die decke bringt., eine qualifikation zu erreichen, bei der einen keiner mehr etwas vormachen kann.
übrigens war thomas mann zwischen 25 und 26 jahre alt, als die buddenbrocks veröffentlicht wurden.
als ich die fotoausstellung in der VHS KS machen wollte, war ich eben so alt. und trotzdem sollte ich in der stille reifen. was für ein schmarrn.
die verbote im kopf. die verabsolutierungen. in der stille reifen. klitoral. (bolsmann)“
Wie Literatur beschaffen ist, ist mir egal. Bücher die ich lese, sollen mit mir etwas machen. Mich zum Lachen, Weinen , Nachdenken bringen….
Was obiger Text tat. Danke!
Kommt mir bekannt vor ! Auch Generation Haferschleim?
Nun habe ich einen anderen Berufsweg eingeschlagen als Klaus Baum: In der Familie war ich der Verräter, weil ich einen höheren Bildungsabschluss anstrebte : „Du willst mal etwas Besseres werden als wir“ und ausserhalb davon “ Aus ihrem bisherigen Werdegang lässt sich nicht erkennen, dass sie ihr selbstgestecktes Ziel wirklich konsequent verfolgen.“
Also in den Jugendjahren für den, der seinen eigenen Weg gesucht hat und unsicher, stets ein nicht ausreichend!
Später im Berufsleben auf Augenhöhe, dann diese Intrigenspiele. Jetzt, wo das alles immer mehr verblasst, frage ich mich nur noch: Wozu die ganze Anstrengung, die Diplome und der Erfolg der stets auf Sand gebaut war und durch eine Krankheit ganz schnell ausgelöscht wurde.?
Ich bin keineswegs verbittert, sondern unglaublich erleichtert in der Gewissheit, endlich von all dem Schmonzes befreit zu sein.
Wenn ich leide, dann für meine Tochter, die im Studium für „Kommunikation und Design“ keinen Ort vorfindet, wo die Vermittlung und Aneignung von Fähigkeiten gefördert wird, sondern Konkurrenzdenken und dies bewusste herumreiten auf „persönlichen Schwächen“ das wie ein Ritual zelebriert wird..
Troptard:
Gute Freunde meinten nach Beendigung meiner Erwerbsbiografie (Kommunalverwaltung SPD-dominiert) zu mir: „Du kannst stolz darauf sein, dass Du in diesem System keine Karriere gemacht hast.!“
Ja, KB, diese ständigen Erfahrungen der pers. Entwertung waren der emotionale und mentalitäre Untergrund der Revolte 67/68. Gruß, Mike
…also, was andere sagten, hat mich nie interessiert. …und damit bin ich mehr oder weniger gut gefahren, denn ich brauche mich nur über mich selbst zu ärgern…
OT:
Wir meinen es doch nur gut!
Sozialverträgliches Frühableben
https://hinter-den-schlagzeilen.de/sozialvertraegliches-fruehableben
@altautonomer
Wenn Du diese Textsammlung noch nicht kennst, dann findest Du darin eine wahre Fundgrube!
„Die bundesdeutsche Umweltbewegung und ihre rechten Protagonist*innen
Einige Hinweise auf die Gründungsgeschichte der „Grünen“
ausgewählt von Karl-Heinz Schubert“
http://www.trend.infopartisan.net/trd0120/t460120.html
Troptard: Die Firma dankt. Werde es so peu a peu lesen. Mehrere Bücher von Jutta Ditfurth, die in meinem Regal stehen, befasen sich unter anderem auch mit dem Thema.
@ altautonomer, @all
wahrscheinlich bin ich unverschämt.? Aber solange mich Doctor Klaus Baum hier nicht rauskickt oder ermahnt, erlaube ich mir noch etwas anzuheften, was mir sehr viel Vergnügen bereitet hat zu lesen . Etwas über die „intimeren“ Einblicke in die Frankfürter 68’er Szene; über Joschi und K-Gruppen.
Da war ich als einfacher Prolet doch Lichtjahre von weg und an der Uni habe ich Anfang der 70-iger nur noch das sterbende Lüftchen der K-Gruppen mitbekommen und bereits den rasanten Aufstieg der „Neuen Linken“ und ihrer alternativen (grünen) Projekte.
Rechte Baumschützer & gescheiterte Bewegungslinke gründen grüne Partei
Als mein Minister mich mal dringend brauchte
Von Hartmut Barth-Engelbart 01/05
http://www.trend.infopartisan.net/trd0105/t430105.html
Diese Geschichten von vor 40 Jahren sind doch egal. Und die Grünen sind nicht mehr die von vor 40 Jahren. Ich habe diese Zeit ebenfalls erlebt, als junger Student in Marburg. Damals kam dieses Buch über die „Grenzen des Wachstums“ und wurde überall gelesen, zusammen etwa mit „Ein Planet wird geplündert“ oder „Friedlich in die Katastrophe“. Ganz wesentlich aus diesen Lektüren entstanden die Grünen, die Anti AKW Bewegung und anderes. Der Hinweis auf diese Grenzen des Wachstums sind heute vielleicht noch aktueller als damals, dieses ganze Hickhack der diversen Fraktionen, usw ist dagegen ziemlich uninteressant. Moralische und politische Korrektheit erscheint mir eher ätzend.
@troptard, warum sollte ich dich je rauskicken.
„Diese Geschichten von vor 40 Jahren sind doch egal. Und die Grünen sind nicht mehr die von vor 40 Jahren.“ Zustimmung auch von mir ! Was früher der kleine (alternative) Naturkostladen war, ist heute eben ein moderner Bio-Coop oder Al Natura..
Aber das war eben gerade nicht der Ausgangspunkt meines Posts. Der letzte war eher zu meiner persönlichen Erbauung. War der nicht für Dich interessant? Wie sich diese Frankfurter Steinewerfer aus der dritten Reihe, ganz nach vorne gepirscht haben und alle Vorsätze hinter sich?
Und natürlich haben die mit unserer Demokratie unheimlich viel Glück gehabt, dass die nicht in irgendwelchen dunklen Löchern in Südamerika verschwunden sind oder bei den Menschenfreunden im Vorderen Orient.
Insofern gilt wohl in Deutschland immer noch was Willy Brandt gesagt haben soll: Wer in der Jugend kein Kommunist war, wird später kein ordentlicher Sozialdemokrat.
Und auf die Grünen bezogen: Wer in der Jugend kein Grüner war, wird später kein ordentlicher Christdemokrat.
Troptard: Vielleicht liest dies ja auch der Lord Baum. Ich hätte schon das Bedürfnis, über das Interview über die Gefahr von Patientenverfügungen bei „Hinter den Schlagzeilen“ zu diskutieren. Andere hier vielleicht auch. Daher wäre es sinnvoll, éin neues Thema aufzumachen. Ich hab da nämlich eine andere Position.
Troptard und Ulli: Das Thema ist immer noch aktuell, weil die wenigen, die sich nicht haben korrumpieren lassen wie Ebermann, Ditfurth und Trampert z.B., heute immer noch von den „wahren“ Linken wie La Puente und Epikur von ZG als Antideutsche gedisst, und inhaltlich komplett ignoriert, bzw. abgemeiert werden.
Grüner MP Kretschmann (früher KBW) scheißt auf den Rechtsstaat. Darum ist das Thema auch aktuell:
https://taz.de/Mangelnde-Umsetzung-von-Fahrverboten/!5655956/
Repräsentanten der Öko-Partei müssen heute sogar mit Zwangshaftandrohung zum Umweltschutz gezwungen werden.
Man sollte sich von der Vorstellung verabschieden, bei den sozialen Bewegungen der 70er und 80er Jahre sei es um Sozialismus gegangen. Mir fällt das berühmte Marx Zitat ein, demzufolge die Menschen die Kostüme der Vergangenheit überziehen, um in die Zukunft aufzubrechen. Diese Zukunft war ganz und gar nicht der Sozialismus, auch wenn viele sich das so dachten, der war zu diesem Zeitpunkt bereits ökonomisch und politisch längst am Ende, sondern ein extrem liberalistischer Kapitalismus. Neben dem ökonomischen Neoliberalismus haben wir ja denn auch einen kulturellen Liberalismus und vor allem einen extremen Individualismus. Gerade auch in dieser letzten Hinsicht ist J. Fischer mit seinen 5 Frauen und 10 Identitäten ein wahrer Protagonist: es ist keineswegs „Verrat“, dass er Straßenkämpfer, piekfeiner Außenminister, Taxifahrer, Berater, Millionär und was weiß ich nicht alles war und ist, dies charakterisiert ihn vielmehr: Das frei floatende Individuum, des ultraliberalen Kapitalismus.
Zum Thema “ Die Grünen“ noch ein Textausschnitt
„1968 opponierte man gegen die Notstandsgesetze, denunzierte den Staat als faschistisch und war bemüht, durch die Phraseologie von der Klassengesellschaft das volksgemeinschaftliche Mordkollektiv der Deutschen zu virtualisieren; heute bastelt man an Gesetzesentwürfen und lobt den Parlamentarismus über den grünen Klee. Aber nur unter mentalem Vorbehalt, natürlich.
So meinte vor Jahren ein grüner Fraktionssprecher im bayerischen Landtag: “Schließt man eine revolutionäre Veränderung in mittelfristiger Zeitplanung aus, werden wir uns auch über die Zeitperspektive, die wir uns angesichts der Bedrohung unserer Lebensgrundlagen einräumen können, Gedanken machen.”
“Man” schließt aus, und “wir” machen uns Gedanken. Zum Beispiel darüber: “Wir haben keinen Anlaß, über die Defizite staatlichen Handelns und die Korruptheit der Regierenden hinwegzusehen. (…) Es hieße aber das Kind mit dem Bade ausschütten, wollte man aus diesem Grunde in der heutigen Zeit den Staat als solchen total ablehnen.” Bei aller Kritik im Einzelnen – in Bezug aufs Ganze muß es doch konstruktiv und pragmatisch hergehen. Erst durch Kritik erhält das Mitmachen um jeden Preis die höheren Weihen.
Aus: Der Staat bin ich:
Kurzer Lehrgang, langer Marsch: Wie die antiautoritäre Politik in der ersten Person ungebrochen in den Staatsfetischismus münden konnte :
Joachim Bruhn (1955-2019)
Fischer „das frei floatende Individuum“?! – naja, wohl eher das frei auf alles scheißende individuum, immer schön dünn, vor allem geistig und hauptsache ich.
Ich kenne den Joschi nicht, aber ich ḱenne Jemand der der den ganz genau kennt.
Ehedem war es gewohnte Praxis, die etablierte Hackordnung durch den Hinweis zu zementieren, dass alles Aufkeimende und Aufstrebende noch viel zu „grün hinter den Ohren“ sei, um Ansprüche zu stellen, oder verdiene, überhaupt wahrgenommen zu werden.
Heute, gereift und keineswegs mehr „feucht hinter den Ohren“, genügt der bizarre Tadel der Arrivierten wie der Grünlinge, dass man „illegitimes Wissen“ ins Feld führe, um von jeglicher Debatte, gar Entscheidung ausgeschlossen zu werden.
Eine treffende Beschreibung der 68er bis 70er Jahre und derer, die damals Erfolg hatten . Und warum sie ihn hatten.
‚Reifung‘ bedeutet heute nichts anderes, als möglichst unauffällig die Seiten zu wechseln.
Es gibt ja gar keine andere Seite mehr!
Moin Klaus,
Ich hoffe, deine Gesundheit hat sich wieder stabilisiert.
Im Zuge des mittlerweile ausufernden Berliner Wahns, fühlte sich ein Bekannter von mir berufen, sich der Anti -Kriegslyrik zu widmen, und hat ein eigenes Gedicht zum Thema geschrieben.
Falls Du Interesse hast, und es Deine Gesundheit zuläßt, könnte ich Dir das via Mail
zukommen lassen, und bei Gefallen quasi als Gastbeitrag von Dir gepostet werden.
Bei ausbleibendem Interesse dann natürlich nicht.
Beste Grüße und Alles Gute
Hagnum
danke für deine wünsche. selbstverständlich nehme ich es.
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