Einleitend muss ich bekennen, das ich kein Jünger böhmermannschen Humors oder seiner Person bin.
Seine häufig plumpe Effekthascherei und sein juvenil anmutendes Herumgekaspere waren mir durchweg Tort.
Ob er seine Crowd de facto verachtet, heute seine Botschaften als „präpotenter hohler Lauch“ daherkommen, darüber maße ich mir aufgrund meiner Priorisierung anderer Fernsehformate und genereller Twitterabstinenz kein Urteil an.
Seine „regierungsamtliche“ Stellungnahme zu @allesdichtmachen ist jedoch an Idiosynkrasie oder Hypokrisie schwerlich zu überbieten.
Die anachische Attitüde, die er in seinen frühen Sendungen pflegte, erscheint mir heute eher Maskerade.
Ihn jedoch „ad personam“ zu attackieren, vorwiegend mittels eines Schwalls kaum zu überbietender Verballhornungen, fand ich gänzlich verfehlt.
Dieses Video war mir allein deshalb über weite Strecken eine Zumutung.
Im Anschluss stieß ich auf ein weiteres Video, das ein Interview des Senders Phoenix mit mit dem Kabarettisten Dieter Nuhr zeigte.
Unaufgeregt und themenbezogen, eine angenehme, respektable Gesprächsatmosphäre war weithin spür- und erkennbar.
Und wie es meist der Fall ist, hielten sich bei mir Zustimmung, Billigung oder auch Ablehnung der Bekundungen die Waage.
Neuerlich wurde mir deutlich, dass der Mensch, wie ich es nenne, unterschiedliche Loyalitäten besitzt, ergo politisch und gesllschaftlich eher selten einseitig verortet ist.
Niemand wähne sich im Besitz der absoluten Wahrheit und etwas Demut und Dezenz stünde bisweilen jedem gut an.
„Jan Böhmermann“ ist mir nur dadurch in Erinnerung, dass er den türkischen Staatspräsidenden Erdogan als „Ziegenficker“ tituliert hat. Das war für mich der Griff ins Klo schlechthin. Man stelle sich eine derartige Entgleisung gegen unsere, die deutsche Kanzlerin vor.
Inzwischen verwundert mich aber auch das nicht mehr, weil das immer mehr die Züge eines Überbietungswettbewerb im Gebrauch eines Jargons annimmt, der eigentlich der Gosse vorbehalten war und es jetzt bis in die „intellektuellen“ Kreise geschaft hat.
Und dieses „ad personam“ zeigt doch nur die fortschreitende geistige und emotionale Verwahrlosung in der deutschen Gesellschaft auf.
„Jan Böhmermann:
Nach der Pandemie muss nicht die Wirtschaft wieder auf die Beine kommen, sondern die Familie.“
Hat er das wirklich so gesagt? Und wie soll das gehen für die Familien, deren individuellen Lebensplanungen und Perspektiven immer noch davon abhängig sind, dass es da Unternehmen gibt, die ihre Arbeitskraft überhaupt nachfragen können und wollen.
Und was heisst nach der Pandemie. So wie der Herr Drosten das vermittelt, ist die dritte Impfung bereits im Winter fällig. Inzwischen wird auch die halbjährlich erforderliche Impf-Auffrischung nicht mehr ausgeschlossen.
Wider das Neue Normal und die Militanz [hier: Extremismus, Wahwitz, Kadavergehorsam (Sich von Gott und den Vorgesetzten leiten zu lassen „perinde ac si cadaver essent“)] im deutschen Gemüt
Hier finden unterschiedliche Menschen zusammen die auf pläsierliche Weise kundtun, dass sie ihr soziales Leben entsetzen (zurückerobern) wollen.
Dies mag weiters bedeuten, dass sie sich danach sehnen, in Daseinssicherung und Handlungsspielräumen wieder an Gewesenes anzuknüpfen.
Einem Staat ist schwerlich zu trauen, der Aufgaben an sich zieht, die seinen Gestaltungsrahmen sprengen, wobei seine Nichteignung emergiert und er sich deshalb genötigt sieht übelst zu fickfacken, und sich zudem in hochfahrender Weise Befugnisse aneignet, die alles in allem mehr als fragwürdig sind.
der Tagesspiegel betreibt genau das, was er Massnahmen-Kritikern vorwirft, nämlich Verschwörungsideologie.
Da wagen es ein paar wenige Künstler sich nach einem Jahr öffentlich zu äussern, zu einer Zeit, wo Regierung und Länderparlamente bereits einem Notstandsrecht (Notbremse) zugestimmt haben, das allenfalls noch vor dem BVG angefochten werden kann, und schon werden die Schnüffelhunde der Gesinnungspolizei auf die Spur angesetzt um die „Hintermänner“ und „Sponsoren“, die Bill Gates der Querdenkerszene, zu entlarven.
Denn die Schubladen zum einsortieren sind ja schon vorhanden, AfD inklusive.
Die Aktion „danser encore“ ist in Frankreich inzwischen im ganzen Land verbreitet und beliebt, inspiriert und erreicht sehr viele Menschen. Für Menschen, die es anstössig finden, dass sich Lebensfreude/Lebenswille öffentlich äussert und „abgefilmt“ weiterverbreitet, die empfinden das als „grenzwertig“, kaum noch im Bereich des Erträglichen.
gut möglich, dass sie das auch gesungen haben. „Arbeit“ ist auch so ein abstrakter Begriff, der sich alles Konkrete einverleibt, hier die konkreten Tätigkeiten.
Dieser Begriff wird ja inzwischen inflationär bis in die privaten Beziehungen gebraucht: Wir leisten Beziehungsarbeit, Arbeit mit unseren Kindern, Hausarbeit, politische Arbeit.
Wozu mir ganz einfach die Fantasie fehlt, dass sich Menschen nach einer „Arbeit“ sehnen, die eigentlich nur eine Beleidigung ihrer Persönlichkeit sein kann. Z.B. bei Amazon zu arbeiten, im Zustelldienst für Amazon auf selbständiger Basis, als Regalauffüller in Supermärkten, als Minijobber auf Abruf usw..
Danach sehnt sich wohl keiner wirklich. Dann gibt es auch noch die vielen Selbständigen, die sich bewusst aus der Abhängigkeit der Lohnarbeit und der staatlich betreuten Fürsorge des Staates entziehen wollen und denen jetzt der Boden unter den Füssen einfach weggezogen worden ist.
Sich einer Aktion anzuschließen, die ein existenzielles Anliegen artikuliert, Freude transportiert und die zudem
aufgezeichnet wird, hat für mich weder etwas Bedenkliches noch Grenzwertiges.
Allein die Betrachtung des Videos weckt eine Saite, ein Bedürfnis in mir, das sich in Freude und Einbindung übersetzen lässt.
@Sledgehammer
@Troptard
Ich finde es keineswegs „anstößig“, dass sich Lebensfreude öffentlich äußert. Auch ich vermisse das besoffene Gejohle am Kiosk hier vorm Fenster bis weit nach Mitternacht. Ich halte deren „Abfilmen“ allgemein für problematisch, weil dabei genau die Lebensfreude des Moments verschwindet und die Menschen nur blöd in die Kamera grinsen, wie bei irgendwelchen Party-Schnappschüssen – allerdings: War das jetzt Lebensfreude oder eine geplante Aktion? Welches existenzielle Anliegen wird denn artikuliert? Wir wollen uns alle umarmen oder die Arme hochwerfen, in Sehnsucht nach den gewesenen Handlungsspielräumen? Wir wollen ganz verzweifelt zurück in die Normalität der selbstbestimmten Daseinssicherung? Wahrscheinlich geht es um die Art von „Lebenswille“, die sich wünscht „[s]elbst entscheiden zu können, inwieweit ich mich beschränke, um anderen nicht zu schaden. “ (https://initiative.1bis19.de/stimmen/) Dazu passt auch das ewige Gejammer um die „Selbständigen, die sich bewusst aus der Abhängigkeit der Lohnarbeit und der staatlich betreuten Fürsorge des Staates entziehen wollen und denen jetzt der Boden unter den Füssen einfach weggezogen worden ist“. Auch für selbstausbeuterische Ich-AGs nennt sich das: „unternehmerisches Risiko“. „Wozu mir ganz einfach die Fantasie fehlt, dass sich Menschen nach einer „Arbeit“ sehnen, die eigentlich nur eine Beleidigung ihrer Persönlichkeit sein kann“ – vielleicht wegen der Daseinssicherung?
Ich hab ehrlich gesagt keine Idee, wie ich auf Ihren Kommentar angemessen antworten soll, wenn mir ein derart negatives Menschenbild vermittelt wird.
Es macht auch deshalb keinen Sinn, wenn ständig die Perspektiven verschoben werden und der Wunsch von Menschen nach Begegnung und Austausch sich nahe zu sein als egoistischer, selbstsüchtiger Akt bewertet und dieser Wunsch auch noch dem Verdacht ausgesetzt wird Verhältnisse wieder herstellen zu wollen, die sie sich selbst gar nicht ausgesucht haben und in denen sie sich als Lohnarbeiter oder auch als Kleinunternehmer und Künstler behaupten müssen.
Deren Bedürfnis nach Selbstbehauptung in einem zunehmend autoritären Staat, mit der Frage zu beantworten“ Welches existenzielle Anliegen denn artikuliert wird“ dem unterstelle ich einfach mal, dass er selbst keine emanzipatorischen Ideen hat und weil er die nicht hat, an die Betroffenen deligieren will.
Ich halte das emanzipatorische Potential von Banjos, Gitarren und schlechtem Gesang (gab es auch einen Jongleur?) für begrenzt. Ich halte den Wunsch von Menschen nach Begegnung und Austausch keineswegs für egoistisch und selbstsüchtig. Äußert sich dieser Wunsch nun aber in dieser Form (als „Aktion“) und ohne nennenswerten Inhalt („Wir woll‘n uns wieder in die Arme nehm‘n“ … echt jetzt?), so bleibt nur das Wohlfühlerlebnis derer, die dabei waren. Darüber steht mir kein Urteil zu – ich halte es nur für genauso belanglos, wie am Lagerfeuer „Blowin‘ in the wind“ zu singen. So denn wirklich den Anfängen zu wehren ist und die Diktatur droht, ist das etwas schwächlich – genauso wie das „Aufstehen“ von irgendwelchen Schauspielern (auch wenn deren Darbietungen meinetwegen inhaltlich etwas mehr hergeben). Das hat nichts mit einem negativen Menschenbild zu tun (wobei ich selbstverständlich einen Unterschied zwischen Lohn-und Gehaltsabhängigen und Kleinunternehmern mache).
Zum Verdacht, dem der oben genannte Wunsch ausgesetzt wird, Verhältnisse wieder herstellen zu wollen: Das bezog sich auf die Formulierung von Sledgehammer (soziales Leben zurückerobern und an Gewesenes anknüpfen). Tatsächlich sehe in solchen Aktionen keine andere Perspektive artikuliert, da muss ich nichts verschieben.
Troptard
@ Kurt,
ich gönne mir wie Sledgehammer eine Auszeit. Nach über einem Jahr Corona-Pandemie erlaube ich mir die an mich selbst gerichtete Frage: Gibt es noch ein Leben nach Corona. Weil ich die Antwort kenne, behalte ich sie lieber für mich. Sie könnte die „Bevölkerung“ stark verunsichern.
Ich bitte Sie und fordere Sie während unserer Abwesenheit auf, aber nur wenn Sie dazu Lust haben, doch einmal ihre Perspektive(n) darzulegen.
A bientot !
Ulli
Ich frage mich auch, ob manche nicht in ihren Jugendzeiten etwas häufige zum Eurofolk-Festival nach Ingelheim hätten fahren sollen, dort hätten sie das Lebensgefühl von Musik, Singen, Tanzen, Trinken, Knutschen und anderem über Tage hintereinander ausleben können. Ich fand das immer sehr toll. Unter Politik verstehe ich allerdings etwas anderes: Da geht es für mich eher um den immer krasseren Gegensatz von arm und reich, um die massive Prekarisierung in der unteren Häfte der Bevölkerung, um den gänzlich aus dem Ruder gelaufenen Immobilienmarkt, um Kinderarmut und die heranrollende Woge der Altersarmut, aber natürlich auch um die Erwärmung des Erdklimas oder die Zerstörung der Biodiversität.
@Troptard
@Sledgehammer
Wünsche eine soweit nur irgend möglich erholsame Auszeit. Ich denke über die Perspektive(n) nach. Im Moment erhole ich mich bei Tee und Zigarette vom Einkaufen im Supermarkt: Kleine Schlange vorm Eingang, die Leute warten auf den nächsten freien Einkaufswagen (dient zum Abzählen der Käufermenge), von hinten tönt es harsch: „Jetzt können Sie doch reingehen, die Ampel ist doch grün!“ Tatsächlich ist da eine grüne Ampel … aber immer noch kein Einkaufswagen. Alle vor mir haben auf den Einkaufswagen gewartet. Ich warte auch auf den Einkaufswagen. Der scharfe Beobachter der grünen Ampel wollte übrigens gar nicht einkaufen. Auch eine Illustration für verschiedene Perspektiven.
„Jan Böhmermann:
Nach der Pandemie muss nicht die Wirtschaft wieder auf die Beine kommen, sondern die Familie.“
Scheint voll der unterirdische HeinzJanSonstwas zu sein.
Wieso merke ich das bloß nicht?
Kann wohl nicht genug schwerdenken.
Einleitend muss ich bekennen, das ich kein Jünger böhmermannschen Humors oder seiner Person bin.
Seine häufig plumpe Effekthascherei und sein juvenil anmutendes Herumgekaspere waren mir durchweg Tort.
Ob er seine Crowd de facto verachtet, heute seine Botschaften als „präpotenter hohler Lauch“ daherkommen, darüber maße ich mir aufgrund meiner Priorisierung anderer Fernsehformate und genereller Twitterabstinenz kein Urteil an.
Seine „regierungsamtliche“ Stellungnahme zu @allesdichtmachen ist jedoch an Idiosynkrasie oder Hypokrisie schwerlich zu überbieten.
Die anachische Attitüde, die er in seinen frühen Sendungen pflegte, erscheint mir heute eher Maskerade.
Ihn jedoch „ad personam“ zu attackieren, vorwiegend mittels eines Schwalls kaum zu überbietender Verballhornungen, fand ich gänzlich verfehlt.
Dieses Video war mir allein deshalb über weite Strecken eine Zumutung.
Im Anschluss stieß ich auf ein weiteres Video, das ein Interview des Senders Phoenix mit mit dem Kabarettisten Dieter Nuhr zeigte.
Unaufgeregt und themenbezogen, eine angenehme, respektable Gesprächsatmosphäre war weithin spür- und erkennbar.
Und wie es meist der Fall ist, hielten sich bei mir Zustimmung, Billigung oder auch Ablehnung der Bekundungen die Waage.
Neuerlich wurde mir deutlich, dass der Mensch, wie ich es nenne, unterschiedliche Loyalitäten besitzt, ergo politisch und gesllschaftlich eher selten einseitig verortet ist.
Niemand wähne sich im Besitz der absoluten Wahrheit und etwas Demut und Dezenz stünde bisweilen jedem gut an.
Er hat Lauch gesagt,Skandal
„Jan Böhmermann“ ist mir nur dadurch in Erinnerung, dass er den türkischen Staatspräsidenden Erdogan als „Ziegenficker“ tituliert hat. Das war für mich der Griff ins Klo schlechthin. Man stelle sich eine derartige Entgleisung gegen unsere, die deutsche Kanzlerin vor.
Inzwischen verwundert mich aber auch das nicht mehr, weil das immer mehr die Züge eines Überbietungswettbewerb im Gebrauch eines Jargons annimmt, der eigentlich der Gosse vorbehalten war und es jetzt bis in die „intellektuellen“ Kreise geschaft hat.
Und dieses „ad personam“ zeigt doch nur die fortschreitende geistige und emotionale Verwahrlosung in der deutschen Gesellschaft auf.
@ Ex-Vermieter,
„Jan Böhmermann:
Nach der Pandemie muss nicht die Wirtschaft wieder auf die Beine kommen, sondern die Familie.“
Hat er das wirklich so gesagt? Und wie soll das gehen für die Familien, deren individuellen Lebensplanungen und Perspektiven immer noch davon abhängig sind, dass es da Unternehmen gibt, die ihre Arbeitskraft überhaupt nachfragen können und wollen.
Und was heisst nach der Pandemie. So wie der Herr Drosten das vermittelt, ist die dritte Impfung bereits im Winter fällig. Inzwischen wird auch die halbjährlich erforderliche Impf-Auffrischung nicht mehr ausgeschlossen.
.
Siehe TWTR, Für Deine anderen Fragen könnte der Artikel des Prof. Vogt (Schweiz) helfen. (Verlinkt von R@iner bei M. Mühlstein.
Wider das Neue Normal und die Militanz [hier: Extremismus, Wahwitz, Kadavergehorsam (Sich von Gott und den Vorgesetzten leiten zu lassen „perinde ac si cadaver essent“)] im deutschen Gemüt
Singen die „Wir wollen wieder in die Arbeit gehen“ oder verstehe ich das falsch?
@ Ulli
Hier finden unterschiedliche Menschen zusammen die auf pläsierliche Weise kundtun, dass sie ihr soziales Leben entsetzen (zurückerobern) wollen.
Dies mag weiters bedeuten, dass sie sich danach sehnen, in Daseinssicherung und Handlungsspielräumen wieder an Gewesenes anzuknüpfen.
Einem Staat ist schwerlich zu trauen, der Aufgaben an sich zieht, die seinen Gestaltungsrahmen sprengen, wobei seine Nichteignung emergiert und er sich deshalb genötigt sieht übelst zu fickfacken, und sich zudem in hochfahrender Weise Befugnisse aneignet, die alles in allem mehr als fragwürdig sind.
„Wir woll‘n uns wieder in die Arme nehm‘n“ … sehr schöner Verhörer
Abgefilmte sogenannte Lebensfreude ist stets … grenzwertig …
Hier ein klassisches Lehrbeispiel für Schlammschlacht-Journalismus
https://www.tagesspiegel.de/kultur/wer-steckt-hinter-allesdichtmachen-eine-spur-fuehrt-ins-querdenker-milieu/27140704.html
@ Sledgehammer,
der Tagesspiegel betreibt genau das, was er Massnahmen-Kritikern vorwirft, nämlich Verschwörungsideologie.
Da wagen es ein paar wenige Künstler sich nach einem Jahr öffentlich zu äussern, zu einer Zeit, wo Regierung und Länderparlamente bereits einem Notstandsrecht (Notbremse) zugestimmt haben, das allenfalls noch vor dem BVG angefochten werden kann, und schon werden die Schnüffelhunde der Gesinnungspolizei auf die Spur angesetzt um die „Hintermänner“ und „Sponsoren“, die Bill Gates der Querdenkerszene, zu entlarven.
Denn die Schubladen zum einsortieren sind ja schon vorhanden, AfD inklusive.
Die Aktion „danser encore“ ist in Frankreich inzwischen im ganzen Land verbreitet und beliebt, inspiriert und erreicht sehr viele Menschen. Für Menschen, die es anstössig finden, dass sich Lebensfreude/Lebenswille öffentlich äussert und „abgefilmt“ weiterverbreitet, die empfinden das als „grenzwertig“, kaum noch im Bereich des Erträglichen.
@ Ulli,
gut möglich, dass sie das auch gesungen haben. „Arbeit“ ist auch so ein abstrakter Begriff, der sich alles Konkrete einverleibt, hier die konkreten Tätigkeiten.
Dieser Begriff wird ja inzwischen inflationär bis in die privaten Beziehungen gebraucht: Wir leisten Beziehungsarbeit, Arbeit mit unseren Kindern, Hausarbeit, politische Arbeit.
Wozu mir ganz einfach die Fantasie fehlt, dass sich Menschen nach einer „Arbeit“ sehnen, die eigentlich nur eine Beleidigung ihrer Persönlichkeit sein kann. Z.B. bei Amazon zu arbeiten, im Zustelldienst für Amazon auf selbständiger Basis, als Regalauffüller in Supermärkten, als Minijobber auf Abruf usw..
Danach sehnt sich wohl keiner wirklich. Dann gibt es auch noch die vielen Selbständigen, die sich bewusst aus der Abhängigkeit der Lohnarbeit und der staatlich betreuten Fürsorge des Staates entziehen wollen und denen jetzt der Boden unter den Füssen einfach weggezogen worden ist.
Sich einer Aktion anzuschließen, die ein existenzielles Anliegen artikuliert, Freude transportiert und die zudem
aufgezeichnet wird, hat für mich weder etwas Bedenkliches noch Grenzwertiges.
Allein die Betrachtung des Videos weckt eine Saite, ein Bedürfnis in mir, das sich in Freude und Einbindung übersetzen lässt.
… und die nebenher aufgezeichnet wird, hat für mich nichts Grenzlastiges.
@Sledgehammer
@Troptard
Ich finde es keineswegs „anstößig“, dass sich Lebensfreude öffentlich äußert. Auch ich vermisse das besoffene Gejohle am Kiosk hier vorm Fenster bis weit nach Mitternacht. Ich halte deren „Abfilmen“ allgemein für problematisch, weil dabei genau die Lebensfreude des Moments verschwindet und die Menschen nur blöd in die Kamera grinsen, wie bei irgendwelchen Party-Schnappschüssen – allerdings: War das jetzt Lebensfreude oder eine geplante Aktion? Welches existenzielle Anliegen wird denn artikuliert? Wir wollen uns alle umarmen oder die Arme hochwerfen, in Sehnsucht nach den gewesenen Handlungsspielräumen? Wir wollen ganz verzweifelt zurück in die Normalität der selbstbestimmten Daseinssicherung? Wahrscheinlich geht es um die Art von „Lebenswille“, die sich wünscht „[s]elbst entscheiden zu können, inwieweit ich mich beschränke, um anderen nicht zu schaden. “ (https://initiative.1bis19.de/stimmen/) Dazu passt auch das ewige Gejammer um die „Selbständigen, die sich bewusst aus der Abhängigkeit der Lohnarbeit und der staatlich betreuten Fürsorge des Staates entziehen wollen und denen jetzt der Boden unter den Füssen einfach weggezogen worden ist“. Auch für selbstausbeuterische Ich-AGs nennt sich das: „unternehmerisches Risiko“. „Wozu mir ganz einfach die Fantasie fehlt, dass sich Menschen nach einer „Arbeit“ sehnen, die eigentlich nur eine Beleidigung ihrer Persönlichkeit sein kann“ – vielleicht wegen der Daseinssicherung?
Ich hab ehrlich gesagt keine Idee, wie ich auf Ihren Kommentar angemessen antworten soll, wenn mir ein derart negatives Menschenbild vermittelt wird.
Es macht auch deshalb keinen Sinn, wenn ständig die Perspektiven verschoben werden und der Wunsch von Menschen nach Begegnung und Austausch sich nahe zu sein als egoistischer, selbstsüchtiger Akt bewertet und dieser Wunsch auch noch dem Verdacht ausgesetzt wird Verhältnisse wieder herstellen zu wollen, die sie sich selbst gar nicht ausgesucht haben und in denen sie sich als Lohnarbeiter oder auch als Kleinunternehmer und Künstler behaupten müssen.
Deren Bedürfnis nach Selbstbehauptung in einem zunehmend autoritären Staat, mit der Frage zu beantworten“ Welches existenzielle Anliegen denn artikuliert wird“ dem unterstelle ich einfach mal, dass er selbst keine emanzipatorischen Ideen hat und weil er die nicht hat, an die Betroffenen deligieren will.
Ich halte das emanzipatorische Potential von Banjos, Gitarren und schlechtem Gesang (gab es auch einen Jongleur?) für begrenzt. Ich halte den Wunsch von Menschen nach Begegnung und Austausch keineswegs für egoistisch und selbstsüchtig. Äußert sich dieser Wunsch nun aber in dieser Form (als „Aktion“) und ohne nennenswerten Inhalt („Wir woll‘n uns wieder in die Arme nehm‘n“ … echt jetzt?), so bleibt nur das Wohlfühlerlebnis derer, die dabei waren. Darüber steht mir kein Urteil zu – ich halte es nur für genauso belanglos, wie am Lagerfeuer „Blowin‘ in the wind“ zu singen. So denn wirklich den Anfängen zu wehren ist und die Diktatur droht, ist das etwas schwächlich – genauso wie das „Aufstehen“ von irgendwelchen Schauspielern (auch wenn deren Darbietungen meinetwegen inhaltlich etwas mehr hergeben). Das hat nichts mit einem negativen Menschenbild zu tun (wobei ich selbstverständlich einen Unterschied zwischen Lohn-und Gehaltsabhängigen und Kleinunternehmern mache).
Zum Verdacht, dem der oben genannte Wunsch ausgesetzt wird, Verhältnisse wieder herstellen zu wollen: Das bezog sich auf die Formulierung von Sledgehammer (soziales Leben zurückerobern und an Gewesenes anknüpfen). Tatsächlich sehe in solchen Aktionen keine andere Perspektive artikuliert, da muss ich nichts verschieben.
@ Kurt,
ich gönne mir wie Sledgehammer eine Auszeit. Nach über einem Jahr Corona-Pandemie erlaube ich mir die an mich selbst gerichtete Frage: Gibt es noch ein Leben nach Corona. Weil ich die Antwort kenne, behalte ich sie lieber für mich. Sie könnte die „Bevölkerung“ stark verunsichern.
Ich bitte Sie und fordere Sie während unserer Abwesenheit auf, aber nur wenn Sie dazu Lust haben, doch einmal ihre Perspektive(n) darzulegen.
A bientot !
Ich frage mich auch, ob manche nicht in ihren Jugendzeiten etwas häufige zum Eurofolk-Festival nach Ingelheim hätten fahren sollen, dort hätten sie das Lebensgefühl von Musik, Singen, Tanzen, Trinken, Knutschen und anderem über Tage hintereinander ausleben können. Ich fand das immer sehr toll. Unter Politik verstehe ich allerdings etwas anderes: Da geht es für mich eher um den immer krasseren Gegensatz von arm und reich, um die massive Prekarisierung in der unteren Häfte der Bevölkerung, um den gänzlich aus dem Ruder gelaufenen Immobilienmarkt, um Kinderarmut und die heranrollende Woge der Altersarmut, aber natürlich auch um die Erwärmung des Erdklimas oder die Zerstörung der Biodiversität.
@Troptard
@Sledgehammer
Wünsche eine soweit nur irgend möglich erholsame Auszeit. Ich denke über die Perspektive(n) nach. Im Moment erhole ich mich bei Tee und Zigarette vom Einkaufen im Supermarkt: Kleine Schlange vorm Eingang, die Leute warten auf den nächsten freien Einkaufswagen (dient zum Abzählen der Käufermenge), von hinten tönt es harsch: „Jetzt können Sie doch reingehen, die Ampel ist doch grün!“ Tatsächlich ist da eine grüne Ampel … aber immer noch kein Einkaufswagen. Alle vor mir haben auf den Einkaufswagen gewartet. Ich warte auch auf den Einkaufswagen. Der scharfe Beobachter der grünen Ampel wollte übrigens gar nicht einkaufen. Auch eine Illustration für verschiedene Perspektiven.
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