Die Menschen, die Ross Macdonald beschreibt, jedenfalls die meisten von ihnen, benutzen den anderen, instrumentalisieren ihn. Glück, der wahre Reichtum des Lebens, besteht für diese Menschen nicht in erfüllten Beziehungen, in Verständnis und liebender Zuwendung, in der Erkenntnis der Conditio humana oder im Streben nach Wahrhaftigkeit, sondern Glück mißt sich hier am materiellen Zugewinn, der sich mit der Möglichkeit verschwistert, Macht ausüben zu können. Der Wille zur Macht auf der Basis finanzieller Unabhängigkeit ist das Streben nach einer höchst fragwürdigen Freiheit: über den anderen Menschen stehen zu können, durch keinen mehr verletzbar zu sein, unangreifbar zu werden, eigene Gesetze diktieren zu können. Ein solcher Wille zur Macht ist das Bedürfnis nach Willkür, nach einer Art feudaler Herrschaft, die sich im Zeitalter der Demokratie und des staatlichen Gewaltmonopols in den Nischen der Legalität einrichtet. Der Preis für diese Instrumentalisierung der menschlichen Beziehungen ist eine ungeheuere Leere, die kompensiert werden muß, indem äußerliche Werte zum Fetisch werden. Und das Ganze hat einen Bumerangeffekt: Je hohler das Leben wird, desto mehr muß man besitzen, und je mehr man besitzt, desto leerer wird das Leben.
Es läuft doch immer darauf hinaus: Haben oder Sein (Erich Fried). Kapitalismus (verstärkt Neoliberalismus) befördert das Haben. Mensch ist nicht in erster Linie Mensch, sondern ein Unternehmer seiner selbst, das gesamte Leben wird so immer weiter ökonomisiert und individualisiert. Jeder ist irgendwie Rivale eines jeden, nicht selten sogar innerhalb von Familien.
Menschliche Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft, Mitgefühl u.ä. werden unterdrückt, aber gerne benutzt, wenn es darum geht, die Spendenbereitschaft zu erhöhen (besonders in der Weihnachtszeit zu beobachten oder wenn es um humanitäre Hilfe für Kinder geht ). Alles wird kommerzialisiert und in Geldwert umgerechnet. So wird auch alles immer oberflächlicher und das Leben wird entpolitisiert. Beste Vertreter dieses Menschenschlages sind doch die Vertreter der Regierung der Bundesrepublik, die von Werten faseln, die sie selber nicht zu kennen scheinen und nach denen sie sich in ihrem Handeln nicht orientieren.
Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass das noch ewig so weiter geht und damit für die Mehrheit der Menschen immer unerträglicher wird.
so ist es
Moin Frau Lehmann,
sicher Erich Fromm, der hier gemeint ist.Ansonsten natürlich volle Zustimmung.
Danke für die Richtigstellung, Hagnum.
Was ersichtlich wird: seit 30 Jahren hat sich doch aber auch nichts zum Guten entwickelt.
es wird immer schlimmer.
Leider kann ich dem Befund nur zustimmen, nichts ist besser geworden, es wird sogar
schlimmer.Es gibt wohl auch keine Arznei gegen diese Entwicklung.Es bleibt einem nur die Rolle als stiller, vielmehr ohnmächtiger, Beobachter.
@ Hagnum
Die größte Sorge liegt für die meisten Menschen heute nicht darin, machtlos zu sein.
sondern in der Bedrohung, nicht weiter Mittun zu dürfen, den Anschluss zu verlieren, nicht mehr wahrgenommen zu werden, in ein Funkloch zu fallen.
Introspektion
Wir blicken nach oben, tun empört, sind verlogen.
Wir sind käuflich, dünken uns integer.
Wir sind Philister.
Wir rennen den Müll.
Wir sind die Guten. Die Guten sind auch nicht besser.
mein archer-aufsatz wurde übrigens von der zeitschrift für kritische theorie abgelehnt und zurckgewiesen.
Weil Du mit Deinem Aufsatz den Nagel auf den Kopf getroffen hast, und sie sich angesprochen fühlen, haben sie ihn zurückgewiesen.
danke
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