Wenn er des den machen könnte, warum macht er es denn nicht? Böser Wille?
Oder hat es auch damit zu tun, dass immer mehr deutsches Kapital in die Weltmarktkonkurrenz abfliesst und die Handelsüberschüsse das nicht mehr (lange) ausgleichen können und auch die Quellen aus den Zinseinnahmen überschulderter Staaten versiegen?
Ich bin in der Tat kein Durchblicker, aber diese Fixierung auf Zahlengrössen erklärt doch nichts, als dies ewige Mantra aufrechtzuerhalten, dass alles nur an der Frage der nationalen Umverteilung hängen würde.
Anscheinend gibt es keine Krisendynamik mehr, keine Weltmarktkonnkurrenz und den Zerfall der nationalstaatlichen Souverenitäten in dieser Konkurrenz.
Das ist ein typischer Bullshitkommentar aus der Hölle der kapitalistischen Alternativlosigkeit, der einmal mehr den semi-religiösen, geradezu infantilen Glauben an einen „guten Kapitalismus“ beschwört. Man hört förmlich, wie die Knochen geworfen und der Voodoozauber intoniert wird.
Wer kann einen solchen Quatsch angesichts des grotesken Zustandes dieser Welt in Sachen Macht, Besitz und Ausbeutung sowie eines Staates, dessen korruptes Personal wie hündisch an den Absätzen der „Elite“ leckt, noch ernsthaft lesen oder gar diskutieren?
Der Staat verarmt sich nicht selbst – der Kapitalismus verarmt und zerstört die ganze Welt, während er die wenigen Superreichen unablässig und über das Perverse hinaus mästet. Nebelkerzen sind bei diesem für die allermeisten Menschen höchst unerfreulichen Prozess stets hochwillkommen.
Selbst wenn man Stephan Hebels Ansatz nicht folgen mag, was sind die Alternativen?
Was nutzt es, die Gestalt und den Charakter der Bestie bis in jede Nuance zu deskribieren, hingegen keine nachvollziehbaren Rezepte anzubieten, wie das Untier zu überwinden wäre, das die meisten Menschen, trotz all seiner Fehler, weiterhin nährt.
Die Fixierung auf Zahlengrößen gebiert bisweilen unerwünschte (ungewollte?) Resultate.
Die defektive ’90-Prozent-Schuldenregel‘ von Rogoff und Reinhart, von europäischen ‚Staatenlenkern‘ beinahe gebetsmühlenartig ins Feld geführt, manöverierte mehrere EU-Staaten in massive Verwerfungen.
Ich kann vor einer „Lust am Untergang“, die bei manchen hier mitschwingen mag, nur warnen. Wenn das jetztige Herrschaftssystem in irgendeiner Weise kollabieren sollte, und das kann durchaus geschehen (siehe das Ex-Jugoslawien in den 90ern), so wird die richtige Katastrophe dann erst kommen. Es ist heute ein wenig wie vor dem 1.Weltkrieg: Damals spürten auch viele Menschen, dass die Gesellschaften sich in einem rasenden Tempo veränderten und dass die Herrschaftssysteme keine Regulierung der Probleme leisten konnten. So stieg der Druck im Kessel immer mehr an und schließlich meinten viele: Hauptsache ein Ende! Hauptsache alles kracht zusammen! Das Ergebnis war eine der größten Katastrophen der Geschichte. Und die Übeltäter, die Profiteure des Unrechts kommen fast immer davon, auch da mache man sich keine falschen Vorstellungen. Es gibt überhaupt keine humane Alternative zu einem linken Reformismus.
@ Ulli: „Es gibt überhaupt keine humane Alternative zu einem linken Reformismus.“
So sprach die SPD in der Weimarer Zeit und endete wahlweise in der Gleichschaltung oder im KZ. – Ich kann solchen Blödsinn nicht mehr lesen, ohne derbe gekräuselte Fußnägel zu bekommen.
Es geht hier nicht um eine infantile und munter drauf los postulierte „Lust am Untergang“, die von niemandem geteilt wird, sondern um die Frage, wie der aus rein logischer Sicht unausweichliche Zerfall dieses perversen Katastrophensystems diesmal vielleicht doch noch in eine humane Richtung gelenkt werden kann. Ein „linker Reformismus“ à la SPD oder Linkspartei ist dazu in etwa so geeignet wie ein Kanister Benzin angesichts eines Großbrandes.
Um sich zu nähren, müssen sich fast alle Menschen zunächst mal als Ware Arbeitskraft auf einem sog. Arbeitsmarkt verkaufen können. Wenn ihnen das nicht gelingt, fallen sie unweigerlich der Verelendung anheim.
In vielen Regionen der Welt würden die Menschen sogar gerne ihre Arbeitskraft verkaufen, aber es gibt dort keine Lohnarbeit, was auch ein Grund für die zunehmende Zahl an Flüchtlingen ist.
Was die humane Alternative des linken Reformismus betrifft: Wieso kommt es eigentlich, dass es ausgerechnet linke Parteien sind, die die schärfsten Angriffe gegen die Ware Arbeitskraft fahren?
So Rot-Grün in der BRD, Syriza in Griechenland, und PS in Frankreich. Letztere haben schon wieder eine neue „Reform“ des Arbeitsrechts auf die Wege gebracht, um die Wettbewerbsfähigkeit der französischen Wirtschaft zu stärken.
Danach sollen Branchenregelungen durch beriebliche Vereinbarungen über Arbeitszeit, Lohn, Überstundenabgeltung etc. ersetzt werden können, was quasi das nationale Arbeitsrecht unterläuft.
Entlassungen weiter erleichtert ,
Entschädigungszahlungen bei Entlassungen stark reduziert werden.
Strafen gegen Arbeitgeber bei Vertragsverletzungen nur noch in Ausnahmefällen möglich sein.
(Dies nur eine kleine Auswahl )
Besonders Jugendliche, die schon lange unter der Krise zu leiden haben, wollen einen Generalstreik organisieren. Premierminister Valls: Das neue Gesetz wird auf jeden Fall in Kraft gesetzt!
Wie sieht denn jetzt eine humane linke Alternative eigentlich aus, die sich nicht nur in Nebelkerzen (Charlie)
erschöpft?
Hallo Troptard: Nur´n Kurzhinweis an Sie als von links argumentierenden Blogposter:
Der Kern der aktuellen finanzkapitalistischen Verwertungskrise liegt m.E. daran, daß zuviel Geld da ist und nicht angelegt werden kann, oder marxistisch: Es wird nicht real oder wirklich in Kapital als „sich selbst verwertender Wert“ umgewandelt, sondern bleibt nur potentiell und in welcher Form auch immer „Kapital“.
Besten Gruß, Mike
Die Schröder-Regierung war nicht links: sie steht am Anfang des Desasters, sowohl in Deutschland als auch Gesamteuropäisch. Schröder hat mit der Brechstange die Lohnstückkosten gesenkt und so eine massenhafte Verarmung des unteren Drittels der Bevölkerung bewirkt,er hat zudem die Voraussetzung für den dt. Exportboom mitsamt aller verheerenden Folgen für die EU geschaffen.
Was Syriza angeht, so haben Merkel und Schäuble ihnen auch nicht den Hauch einer Chance gelassen. Und auch Frankreich steht ja mit dem Rücken zur Wand, Deutschland zwingt sie, die Lohnkosten zu senken.
Grundsätzlich geht es darum, dass die Volkswirtschaften seit den 70ern kaum noch wachsen. Zunächst wollte man mit keynsianistischen Programmen gegensteuern, als die nicht funktionierten, setzte mit Reagan und Thatcher die neoliberale Revolution ein. Die Wachstumsraten sind aber noch immer niedrig und die sozialen Folgen absolut verheerend. Wenn die westlichen Gesellschaften nicht im Chaos und Gewalt untergehen wollen (wonach es heute ja aussieht), müssen sie ganz neue Arbeits- und Verteilungsmodelle finden. Das meine ich mit linkem Reformismus. Und wer weiß? Der Kapitalismus war schon immer wandlungsfähig, vielleicht haben wir in 10 Jahren eine Vizekanzler in Wagenknecht oder Kipping, die den Dreck aufräumt?
Ich habe dem Thema einen eigenen Blogbeitrag gewidmet, den ich hier der Länge wegen nicht einfügen möchte – wobei die Frage nach dem „Parteisoldaten“ (siehe Wagenknecht und Kipping) hier ja schon beantwortet wurde.
Der Staat holt sich´s zukünftig im Zuge der sog. Rechtsvereinfachung im SGB II schon von anderer Stelle rein. Neben dem „Kostenersatz für sozialwirdiges Verhalten “ wird auch so was hier angedacht:
„Ein weiteres Beispiel: Es gibt die Idee, dass höchstrichterliche Entscheidungen immer nur für zukünftige Fälle gelten, aber nicht rückwirkend, wenn alle Jobcenter so gehandelt haben. Da kann also jemand vor den obersten Gerichten Recht bekommen, aber trotzdem werden die Bescheide nicht korrigiert.Oder: Wenn das Jobcenter den Umzug aus einer “Bruchbude“ verweigert, gibt es keine Möglichkeit mehr, in einer neuen Wohnung den eigentlich als angemessen geltenden Mietsatz zu bekommen. Da zählt einfach die alte Miete weiter.“
Wenn er des den machen könnte, warum macht er es denn nicht? Böser Wille?
Oder hat es auch damit zu tun, dass immer mehr deutsches Kapital in die Weltmarktkonkurrenz abfliesst und die Handelsüberschüsse das nicht mehr (lange) ausgleichen können und auch die Quellen aus den Zinseinnahmen überschulderter Staaten versiegen?
Ich bin in der Tat kein Durchblicker, aber diese Fixierung auf Zahlengrössen erklärt doch nichts, als dies ewige Mantra aufrechtzuerhalten, dass alles nur an der Frage der nationalen Umverteilung hängen würde.
Anscheinend gibt es keine Krisendynamik mehr, keine Weltmarktkonnkurrenz und den Zerfall der nationalstaatlichen Souverenitäten in dieser Konkurrenz.
Der Traum von der guten Herrschaft…
Das ist ein typischer Bullshitkommentar aus der Hölle der kapitalistischen Alternativlosigkeit, der einmal mehr den semi-religiösen, geradezu infantilen Glauben an einen „guten Kapitalismus“ beschwört. Man hört förmlich, wie die Knochen geworfen und der Voodoozauber intoniert wird.
Wer kann einen solchen Quatsch angesichts des grotesken Zustandes dieser Welt in Sachen Macht, Besitz und Ausbeutung sowie eines Staates, dessen korruptes Personal wie hündisch an den Absätzen der „Elite“ leckt, noch ernsthaft lesen oder gar diskutieren?
Der Staat verarmt sich nicht selbst – der Kapitalismus verarmt und zerstört die ganze Welt, während er die wenigen Superreichen unablässig und über das Perverse hinaus mästet. Nebelkerzen sind bei diesem für die allermeisten Menschen höchst unerfreulichen Prozess stets hochwillkommen.
Selbst wenn man Stephan Hebels Ansatz nicht folgen mag, was sind die Alternativen?
Was nutzt es, die Gestalt und den Charakter der Bestie bis in jede Nuance zu deskribieren, hingegen keine nachvollziehbaren Rezepte anzubieten, wie das Untier zu überwinden wäre, das die meisten Menschen, trotz all seiner Fehler, weiterhin nährt.
Die Fixierung auf Zahlengrößen gebiert bisweilen unerwünschte (ungewollte?) Resultate.
Die defektive ’90-Prozent-Schuldenregel‘ von Rogoff und Reinhart, von europäischen ‚Staatenlenkern‘ beinahe gebetsmühlenartig ins Feld geführt, manöverierte mehrere EU-Staaten in massive Verwerfungen.
Ich kann vor einer „Lust am Untergang“, die bei manchen hier mitschwingen mag, nur warnen. Wenn das jetztige Herrschaftssystem in irgendeiner Weise kollabieren sollte, und das kann durchaus geschehen (siehe das Ex-Jugoslawien in den 90ern), so wird die richtige Katastrophe dann erst kommen. Es ist heute ein wenig wie vor dem 1.Weltkrieg: Damals spürten auch viele Menschen, dass die Gesellschaften sich in einem rasenden Tempo veränderten und dass die Herrschaftssysteme keine Regulierung der Probleme leisten konnten. So stieg der Druck im Kessel immer mehr an und schließlich meinten viele: Hauptsache ein Ende! Hauptsache alles kracht zusammen! Das Ergebnis war eine der größten Katastrophen der Geschichte. Und die Übeltäter, die Profiteure des Unrechts kommen fast immer davon, auch da mache man sich keine falschen Vorstellungen. Es gibt überhaupt keine humane Alternative zu einem linken Reformismus.
@ Ulli: „Es gibt überhaupt keine humane Alternative zu einem linken Reformismus.“
So sprach die SPD in der Weimarer Zeit und endete wahlweise in der Gleichschaltung oder im KZ. – Ich kann solchen Blödsinn nicht mehr lesen, ohne derbe gekräuselte Fußnägel zu bekommen.
Es geht hier nicht um eine infantile und munter drauf los postulierte „Lust am Untergang“, die von niemandem geteilt wird, sondern um die Frage, wie der aus rein logischer Sicht unausweichliche Zerfall dieses perversen Katastrophensystems diesmal vielleicht doch noch in eine humane Richtung gelenkt werden kann. Ein „linker Reformismus“ à la SPD oder Linkspartei ist dazu in etwa so geeignet wie ein Kanister Benzin angesichts eines Großbrandes.
Um sich zu nähren, müssen sich fast alle Menschen zunächst mal als Ware Arbeitskraft auf einem sog. Arbeitsmarkt verkaufen können. Wenn ihnen das nicht gelingt, fallen sie unweigerlich der Verelendung anheim.
In vielen Regionen der Welt würden die Menschen sogar gerne ihre Arbeitskraft verkaufen, aber es gibt dort keine Lohnarbeit, was auch ein Grund für die zunehmende Zahl an Flüchtlingen ist.
Was die humane Alternative des linken Reformismus betrifft: Wieso kommt es eigentlich, dass es ausgerechnet linke Parteien sind, die die schärfsten Angriffe gegen die Ware Arbeitskraft fahren?
So Rot-Grün in der BRD, Syriza in Griechenland, und PS in Frankreich. Letztere haben schon wieder eine neue „Reform“ des Arbeitsrechts auf die Wege gebracht, um die Wettbewerbsfähigkeit der französischen Wirtschaft zu stärken.
Danach sollen Branchenregelungen durch beriebliche Vereinbarungen über Arbeitszeit, Lohn, Überstundenabgeltung etc. ersetzt werden können, was quasi das nationale Arbeitsrecht unterläuft.
Entlassungen weiter erleichtert ,
Entschädigungszahlungen bei Entlassungen stark reduziert werden.
Strafen gegen Arbeitgeber bei Vertragsverletzungen nur noch in Ausnahmefällen möglich sein.
(Dies nur eine kleine Auswahl )
Besonders Jugendliche, die schon lange unter der Krise zu leiden haben, wollen einen Generalstreik organisieren. Premierminister Valls: Das neue Gesetz wird auf jeden Fall in Kraft gesetzt!
Wie sieht denn jetzt eine humane linke Alternative eigentlich aus, die sich nicht nur in Nebelkerzen (Charlie)
erschöpft?
An Troptard, 26. Februar 2016 — 18:33
Hallo Troptard: Nur´n Kurzhinweis an Sie als von links argumentierenden Blogposter:
Der Kern der aktuellen finanzkapitalistischen Verwertungskrise liegt m.E. daran, daß zuviel Geld da ist und nicht angelegt werden kann, oder marxistisch: Es wird nicht real oder wirklich in Kapital als „sich selbst verwertender Wert“ umgewandelt, sondern bleibt nur potentiell und in welcher Form auch immer „Kapital“.
Besten Gruß, Mike
Die Schröder-Regierung war nicht links: sie steht am Anfang des Desasters, sowohl in Deutschland als auch Gesamteuropäisch. Schröder hat mit der Brechstange die Lohnstückkosten gesenkt und so eine massenhafte Verarmung des unteren Drittels der Bevölkerung bewirkt,er hat zudem die Voraussetzung für den dt. Exportboom mitsamt aller verheerenden Folgen für die EU geschaffen.
Was Syriza angeht, so haben Merkel und Schäuble ihnen auch nicht den Hauch einer Chance gelassen. Und auch Frankreich steht ja mit dem Rücken zur Wand, Deutschland zwingt sie, die Lohnkosten zu senken.
Grundsätzlich geht es darum, dass die Volkswirtschaften seit den 70ern kaum noch wachsen. Zunächst wollte man mit keynsianistischen Programmen gegensteuern, als die nicht funktionierten, setzte mit Reagan und Thatcher die neoliberale Revolution ein. Die Wachstumsraten sind aber noch immer niedrig und die sozialen Folgen absolut verheerend. Wenn die westlichen Gesellschaften nicht im Chaos und Gewalt untergehen wollen (wonach es heute ja aussieht), müssen sie ganz neue Arbeits- und Verteilungsmodelle finden. Das meine ich mit linkem Reformismus. Und wer weiß? Der Kapitalismus war schon immer wandlungsfähig, vielleicht haben wir in 10 Jahren eine Vizekanzler in Wagenknecht oder Kipping, die den Dreck aufräumt?
Ich habe dem Thema einen eigenen Blogbeitrag gewidmet, den ich hier der Länge wegen nicht einfügen möchte – wobei die Frage nach dem „Parteisoldaten“ (siehe Wagenknecht und Kipping) hier ja schon beantwortet wurde.
Link vergessen. Shame on me.
Der Staat holt sich´s zukünftig im Zuge der sog. Rechtsvereinfachung im SGB II schon von anderer Stelle rein. Neben dem „Kostenersatz für sozialwirdiges Verhalten “ wird auch so was hier angedacht:
„Ein weiteres Beispiel: Es gibt die Idee, dass höchstrichterliche Entscheidungen immer nur für zukünftige Fälle gelten, aber nicht rückwirkend, wenn alle Jobcenter so gehandelt haben. Da kann also jemand vor den obersten Gerichten Recht bekommen, aber trotzdem werden die Bescheide nicht korrigiert.Oder: Wenn das Jobcenter den Umzug aus einer “Bruchbude“ verweigert, gibt es keine Möglichkeit mehr, in einer neuen Wohnung den eigentlich als angemessen geltenden Mietsatz zu bekommen. Da zählt einfach die alte Miete weiter.“
http://www.diakonie.de/sgb-ii-die-rechtsvereinfachung-muss-die-menschen-in-den-blick-15106.html
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